Adler-Stürmer Marcel Goc: \"Das wird etwas ganz besonderes\"

Marcel, am Sonntag steht das Duell mit deinem großen Bruder Sascha an – auch für dich und deinen jüngeren Bruder Niki etwas Außergewöhnliches, oder?

Auf alle Fälle. Es ist ja schon klasse, dass ich mit Niki gemeinsam in Mannheim spielen kann. Und jetzt gegen Sascha auflaufen zu können, ist etwas natürlich etwas Besonderes. Für uns alle Drei. Das hat es auch so in dieser Club-Konstellation noch nie gegeben. Vor ungefähr zehn Jahren habe ich zwar gemeinsam mit Sascha für Mannheim gegen Niki gespielt. Da war der Niki gerade erst als ganz junger Spieler in den Schwenninger Kader gekommen. Das war noch etwas anderes. Heute sind wir alle drei erfahrene Profis. Es wird sicher ein Erlebnis werden, das wir so schnell nicht vergessen werden.

Gestern gegen Krefeld gab es die erste Heimniederlage. Trotzdem steht ihr auf Platz zwei in der Tabelle. Du selber hast auch schon fünf Scorerpunkte auf dem Konto. Kann man insgesamt  mit zufrieden sein, oder?

Sicher, wenngleich die gestrige Niederlage unnötig war. Das ärgert mich. Es geht mir auch selber nicht um Scorerpunkte. Das ist eher etwas für Statistiker, Fans oder meinetwegen die Medien. Wenn am Ende ein Sieg für das Team steht ist mir das allemal lieber, als die persönliche Ausbeute.  Ich freue mich, wenn ich meinen Teil zum Gesamterfolg beitragen kann.

Naja, aber wenn ein NHL-Star wie du in der DEL spielt, gestern waren es sogar drei auf dem Eis, dann schaut man schon darauf, was die so können. Fühlt man sich da eigentlich besonders unter Druck?

Es ist klar, dass die Leute mehr von einem erwarten. Ich kann es auch verstehen. Aber mehr Druck verspüre ich deswegen nicht. Das mag vielleicht daran liegen, dass wir in Nordamerika gelernt haben, mit so etwas umzugehen. Es ist ja auch nicht so, dass wir NHL-Spieler in jedem Spiel von hinten nach vorne durchlaufen und Tore schießen wie wir wollen. Es gibt keine One-Man-Show. Besonders nicht in der DEL. Einer alleine kann gerade in einer Sportart wie Eishockey nicht so viel bewegen. Es müssen alle mithelfen. Und das hat bei uns in Mannheim bisher ja ganz gut funktioniert, bis auf gestern eben. Unsere Mannschaft ist super.

Die DEL ist durch die NHL-Stars in aller Munde. Dürfte dich auch freuen, oder?

Ich sehe es von zwei Seiten. Wir würden ja gerne in Nordamerika spielen und es ist frustrierend, wenn du nicht machen darfst, was dir am meisten Spaß macht. Es ist schade, dass man sich bisher nicht einigen konnte. Auf der anderen Seite freue ich mich natürlich auch, in dieser Zeit für Mannheim in der DEL auflaufen zu können. Ich kenne die Mannschaft ja schon, trainiere hier im Sommer mit. Für mich war klar, in Deutschland zu spielen, wenn es zum Lockout kommt. Und wenn die deutsche Öffentlichkeit sich durch die NHL-Spieler noch mehr für die DEL interessiert, dann profitieren wir alle davon.

Hast du schon ansatzweise eine Ahnung, wie lange der Lockout noch andauern wird?

Nein, absolut nicht. Mal wird gesprochen, mal wieder nicht. Wir NHL-Spieler haben über das Netzwerk unserer  Spielergewerkschaft NHLPA zwar immer aktuelle Informationen, dennoch ist es im Moment eher ruhig. Je länger es dauert, desto unsicherer wird die Situation für alle.

Mal angenommen, es kommt  jetzt zum plötzlichen Ende des Lockouts: Müsstet ihr dann sofort die Sachen packen und wieder zu euren Clubs fliegen?

Was heißt sofort? Ich glaube nicht, dass wir dann noch nachts in Deutschland in den Flieger steigen müssen. Man wird uns da bestimmt noch ein paar Tage Zeit lassen.

So richtig viel Zeit für die NHL-Saison habt ihr dann aber ohnehin nicht mehr, stimmt’s?

Ich weiß wirklich nicht, wie das dann laufen wird. Das wirft bei uns Spielern jetzt schon einige Fragen auf. Wie lange wird die Vorbereitung dauern? Gibt es überhaupt eine? Kommt es zu Testspielen? Wie sieht der Spielplan aus? Dauert die Saison genauso lange wie geplant? Im Moment weiß keiner, was abgeht.

Was Testspiele betrifft, würdet ihr Lockout-Spieler aber immerhin schon mal einen kleinen Vorteil haben, da ihr ja hier im Spielbetrieb seid. Das sind ja dann quasi eure Testspiele.

Das ist auf der einen Seite richtig, auf der anderen Seite muss man sich aber auch wieder an ein neues System gewöhnen. Und das Timing ist dann auch wieder ein anderes. Ich bin gespannt, wie das laufen wird. Kann ja auch sein, dass wir zwei Testspiele an einem Tag haben werden. Das habe ich auch schon erlebt. Da werden morgens 20 Spieler getestet und abends 20 andere, die das Trainingscamp mitgemacht haben.

Dann doch lieber DEL, oder?

(lacht). Ja, im Moment schon. Ehrlich, es macht mir Spaß hier. Alleine, was die Fans betrifft, ist das schon eine andere Welt in Deutschland. Die Fankultur ist in Nordamerika ganz anders. Nicht unbedingt schlechter, aber halt anders. Das bestätigen alle Spieler, die aus der NHL hier spielen oder mal gespielt haben. Und die Neuen sind hellauf begeistert von dem, was hier abgeht.

Gemeisam mit Krefelds Christian Ehrhoff und deinem Teamkameraden Dennis Seidenberg bist du heute Abend zu Gast im Aktuellen Sportstudio. Vermutlich erinnern sich nur noch die ältesten Zuschauer daran, wann es zuletzt Eishockeyspieler dort als Gäste gegeben hat. Auch wenn es zwischen zwei Spieltagen ist, nimmt man einen solchen Termin doch gerne wahr, oder?

Ja, sicher. Ich habe schon als Kind das Aktuelle Sportstudio geschaut, wenn auch in den letzten Jahren nicht mehr so häufig. Umso schöner ist doch, dass wir eingeladen wurden. Ich hoffe nur nicht, dass ich auf die Torwand schießen muss. Da stehe ich extrem unter Druck, weil mein Bruder Sascha das schon mal in einer anderen Sendung sehr erfolgreich gemacht hat. Ich lasse Dennis und Christian da also gerne den Vortritt (lacht).

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