Augsburger Höhenflug - Bakos: \"Kirche im Dorf lassen\"
Michael Bakos (33) hat gute Laune. Kann man verstehen. Schließlich stehen seine Augsburger Panther mit drei Siegen und neun Punkten auf Rang drei in der noch jungen DEL-Tabelle. Mit dem 4:3-Sieg zuletzt gegen die hoch gewetteten Adler Mannheim setzten die Fuggerstädter am vergangenen Sonntag sogar ein dickes Ausrufezeichen. Der AEV-Verteidiger sieht sich und seine Teamkameraden durchaus auf einem guten Weg, warnt jedoch vor allzu großer Euphorie.
Michael, hättest du diesen perfekten Saisonstart so erwartet?
Erwarten kann man so etwas nie. Aber natürlich hofft man als Mannschaft darauf, dass es sofort gut losgeht. Vor allen Dingen, wenn man wie wir zwei Mal auswärts ran musste. In Iserlohn ist es traditionell schwer, in München beim Derby auch nicht einfacher. Und dann kam mit Mannheim auch direkt ein Topteam zu uns. Es ist wirklich gut gelaufen.
Was sind seiner Meinung nach die Gründe für den derzeitigen Lauf?
In erster Linie muss man Patrick Ehelechner heraus heben. Er hat wirklich starke Leistungen gezeigt, vor allen Dingen war er da, wenn wir in den Spielen kritische Phasen zu überstehen hatten. Ich glaube auch, dass wir insgesamt als Team ordentlich und solide gespielt haben. Sowohl bei Fünf-gegen-Fünf als auch bei Unterzahl. Und dann lief es auch im Power-Play ganz gut. Jede Reihe hat ihren Job gemacht – und das ziemlich gut.
Adler-Goalie Dennis Endras hatte schon vor dem Saisonstart in einem Interview auf del.org spekuliert, dass Augsburg erneut zum Überraschungsteam der DEL avancieren könnte. Hat er vielleicht sogar Recht?
Man freut sich natürlich, so etwas von einem DEL-Kollegen zu hören. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es aber vermessen, eine Prognose abzugeben bzw. die Aussage von Dennis zu bestätigen. Es ist klar, dass wir in die Playoffs wollen. Im Moment läuft es gut. Es geht nun darum, die gezeigten Leistungen zu bestätigen und diese erfolgreiche Phase so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Uns ist durchaus bewusst, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden, das ist in einer langen Saison auch ganz normal. Die derzeitige Euphorie ist okay und das freut mich auch besonders für das Umfeld. Aber wir müssen auch die Kirche im Dorf lassen, Rückschläge wird es sicherlich geben. Wir sind nicht so blauäugig und denken, es geht ewig so weiter.
Ist die Kehrseite der Medaille vielleicht, dass ihr jetzt nicht mehr unterschätzt werdet?
Ich glaube ohnehin nicht, dass der AEV unterschätzt wird. Der Kern des Teams hat sich nicht groß verändert und auch schon in der vergangenen Saison hat man das Potenzial gesehen. Kein Team in der DEL wird unterschätzt. Dafür ist die Liga einfach zu eng. Alle Mannschaften müssen gegen jeden Gegner immer Vollgas geben.
Mit Christian Ehrhoff in Krefeld sowie jetzt auch Marcel Goc und Dennis Seidenberg in Mannheim sind drei NHL-Profis in die DEL zurück gekehrt. Wie findest du das?
Ich sehe das absolut positiv. Für die Fans in der Liga ist das einfach super. Das steigert die sportliche und mediale Attraktivität. Im Endeffekt profitieren wir doch alle davon. Alle drei Jungs sind deutsche Nationalspieler und Identifikationsfiguren. Und ihre sportliche Qualität ist unbestritten. Vielleicht sollte man aber auch die Erwartungshaltung ein wenig herunterschrauben. Alles andere wäre auch unfair den Spielern gegenüber. Alle drei sind nur ein Teil ihrer Mannschaft, natürlich mit individueller Qualität. Das ist auch in der NHL nicht anders. Aber die Zuschauer sollten jetzt keine Wunderdinge von ihnen erwarten. Ich glaube auch, mental ist das für die Jungs nicht so einfach, hier zu spielen, weil eben alle im Stadion ganz besondere und außergewöhnliche Dinge erwarten. Und man darf nicht vergessen: Sie haben jahrelang keine Spiele hier gemacht. Da muss man sich auch erst einmal eingewöhnen. Auch als NHL-Crack.
Die DEL ist seit dieser Saison wieder im Free-TV bzw. im Internet zu sehen. Bisher sind alle Beteiligten sehr zufrieden. Deine Meinung?
Bei mir ist es genauso. Die Aufnahmen an sich, beziehungsweise das Konzept mit den Cable Guys oder den Live-Interviews an der Bande gefällt mir sehr. So wird Eishockey dem Publikum noch näher gebracht und den Spielern, die man vielleicht sonst nur mit Helm und Ausrüstung kennt, wird ein viel persönlicheres Profil gegeben. Das hilft den Clubs, den Fans und nicht zuletzt dem gesamten Eishockey hierzulande. Ich glaube, dass wir vor allen Dingen mittelfristig alle davon profitieren werden. Das Interesse wird noch steigen.