Berlin, halleluja Berlin!

Wer sind eigentlich die Jungs, die in den Playoffs in den Eisbären-Trikots spielen? Das können doch nicht dieselben sein, die sich in der Hauptrunde auf den achten Platz geschleppt haben. Für mich waren die Eisbären Berlin DIE Enttäuschung der Hauptrunde. Jetzt spielen sie Wahnsinns-Playoffs, haben den Hauptrunden-Zweiten Adler Mannheim rausgeschmissen und kitzeln den amtierenden Meister EHC Red Bull München an den Hörnern.

Appetit auf mehr Sieben DEL-Titel holten die Eisbären Berlin. Rekord. André Rankel, Florian Busch, Jens Baxmann und Frank Hördler waren bei allen Meisterschaften dabei. Das kann satt machen. Vielleicht hat sich bei einigen Spielern in der Hauptrunde zu oft das kleine Teufelchen auf die Schulter gesetzt und gezischt: „Du hast das Ding schon so oft gewonnen. Warum plagst Du Dich noch?“ Aber jetzt, mit dem Buffet genau vor der Nase, ist der Hunger zurückgekommen. Vor allem bei den Routiniers. Frank Hördler und Jens Baxmann bereiteten Charles Linglets Siegtreffer in Spiel 7 gegen Mannheim vor. Florian Busch und André Rankel kombinierten den Gamewinner in Spiel 1 gegen München heraus. Die Erfahrung von 28 Meisterschaften – in dieser Phase der Saison ist sie Gold wert.  Und wer wissen will, wie viel Bock auf Playoff-Eishockey die Routiniers haben, muss sich nur Buschs und Rankels Grinsen nach dem Sieg gegen München anschauen.

Overtime-Monster Bei fünf ihrer elf Playoff-Spiele mussten die Eisbären in die Verlängerung. Viermal verließen sie das Eis als Sieger. In Spiel 6 und 7 gegen die Adler Mannheim waren die Berliner nur einen Schuss vom Ausscheiden entfernt. Die Jungs von Uwe Krupp scheinen mit diesem Druck nicht nur gut zurechtzukommen. Er beflügelt sie regelrecht. Die Eisbären wissen: Wenn’s in die Verlängerung geht, gewinnen meistens wir.

Hart und schnell Viel Erfahrung, mental stark, alles schön und gut. Aber die Eisbären Berlin überzeugen auch spielerisch. Schon in der Viertelfinal-Serie gegen Mannheim agierten sie schneller und vor allem härter. Auch gegen München war in Spiel 1 der Eisbären-Forecheck konsequenter. Kein Wunder, dass die Red Bulls in Spiel 2 mit Steve Pinizzotto mehr physische Präsenz ins Line-up brachten. Eine andere Stärke der Eisbären bekam in den Playoffs noch kein Gegner komplett in den Griff: die schnellen, weiten Pässe nach vorne. Stellvertretend für die Berliner Spielweise steht der Gamewinner im siebten Viertelfinale gegen Mannheim: Scheibengewinn Hördler, langer Pass Baxmann, Tor Linglet, Sieg nach Verlängerung für die Eisbären.

Habta kene schweren Beene? Die Eisbären Berlin haben von den Halbfinalisten mit Abstand die meisten Minuten in den Beinen. 778:04, um genau zu sein. Umgerechnet rund 13 Spiele, doppelt so viele wie München. Auch das ist bis jetzt aber kein Problem. „Ganz ehrlich: Meine Beine fühlen sich gut an“, sagte André Rankel kürzlich am Telekom-Eishockey-Mikrofon. Auch Torwart Petri Vehanen stört die viele Eiszeit offensichtlich nicht. Er hält überragend. Müdigkeit scheint kein Faktor zu sein. Der Spielrhythmus schon eher. Der sprach bis jetzt immer für die Eisbären.

André Rankel

„Ganz ehrlich: Meine Beine fühlen sich gut an.“

Wie weit geht's? Ihr wollt einen Tipp? Ihr kriegt einen Tipp. Trotz allem glaube ich, dass der EHC Red Bull München seinen Heimvorteil nutzt und in sechs oder sieben Spielen ins Finale einzieht. Wenn nicht, überraschen mich die Eisbären in den Playoffs zum dritten Mal. Ganz ehrlich: Nach der Katastrophen-Hauptrunde habe ich gedacht, sie überstehen nicht einmal die 1. Playoff-Runde gegen die Straubing Tigers.


 

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