DEL-Halbfinal-Check: Die Liebe zum Offensivspektakel

DEL.org wirft einen Blick auf die beiden Halbfinalserien.

Kölner Haie – Grizzly Adams Wolfsburg

Die Haie konnten sich nach dem am Ende doch recht „lockeren“ Viertelfinale gegen die Straubing Tigers zwei freie Tage gönnen und gänzlich vom Eishockey abschalten. In der Domstadt ist die Euphorie ungebrochen, der Titel ist das Ziel – auch wenn die Haie offiziell davon nichts wissen wollen und Trainer Uwe Krupp lieber auf die Euphoriebremse tritt. Dabei dürfte der KEC in der Tat eine wichtige Rolle um das Finalticket inne haben. Der Kader ist komplett, das Team wurde von größeren Verletzungen verschont. Bedeutet: Vier ausgeglichene Reihen können die Kölner aufs Eis bringen. Stärke des Haie-Spiels ist das „Transition game“, in dem es darum geht, bei Puckbesitz schnellstmöglich von Abwehr auf Angriff umzuschalten bzw. durch ein, zwei kontrollierte Pässe so viel Eisfläche wie möglich zu überwinden. Während die meisten DEL-Teams höchstens zwei Power Play-Formationen besitzen, kann man in Köln sogar auf drei Überzahl-Linien zurückgreifen. Und die haben es in sich: Der „DEL-Spieler des Jahres“, Andreas Holmqvist, ist einer der Schlüsselspieler von der Blauen Linie, wo er entweder den „Hammer“ auspackt oder aber seine Mitspieler in Szene setzt. Vor dem Tor des Gegners sorgen Spieler wie John Tripp, Charlie Stephens oder Chris Minard dafür, dass dem Torwart die Sicht genommen wird. Auch Marco Sturm, Alex Weiß, Felix Schütz oder Philip Gogulla sorgen für Unruhe.

Das sollen die Grizzly Adams Wolfsburg zu spüren bekommen. Doch genau die haben ihr eigenes Mittel, den Gegner in Schach zu halten. Frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung agiert das Team von Trainer Pavel Gross. Die Niedersachsen dürften ohnehin eines der laufstärksten Teams der gesamten Liga sein. Und genau diese Stärke nutzen die Wolfsburger gnadenlos aus, in dem sie den Gegner mit einem aggressiven Forechecking zu Fehlern zwingen wollen. Was der Geheimfavorit und CASHPOINT-Hauptrundensieger Adler Mannheim in einer extrem spannenden Serie über sechs Partien zu spüren bekam. Zwischen Spiel zwei und Spiel vier der Viertelfinalserie blieben die Adler gar acht (!) Drittel in Folge ohne eigenen Torerfolg – und das trotz hoher Qualität in der Offensive.  Ein Verdienst des Keepers Daniar Dshunussow und seinen Vorderleuten, die die Kurpfälzer bereits in deren Aufbau störten, um somit Gefahr vor dem eigenen Tor fern zu halten. Erfolgreich, wie man heute weiß. Stark auch das Powerplay der Grizzlys. Von der Blauen Linie ist Verteidiger Aron Brocklehurst derjenige, der die Scheiben zum Tor bringt. Kapitän Kai Hospelt sucht ebenfalls gerne den Abschluss. Stürmer wie Norm Milley, Tyler Haskins, Aleksander Polaczek oder Sebastian Furchner wissen ebenfalls, wo das Tor steht. Besonders bei Rebounds aus dem Slot sind die Wolfsburger hellwach. Weitere Stärke: Wolfsburg ist in Überzahl äußerst variabel, hat mehrere Varianten, womit die Gross-Truppe für die Gegner noch schwerer auszurechnen ist.

Krefeld Pinguine – Eisbären Berlin

Zehn Jahre ist es her, als die Krefeld Pinguine zuletzt Deutscher Meister wurden. Klar, dass man in der Seidenstadt spätestens nach dem Seriensieg gegen den ERC Ingolstadt wieder vom Titel träumt. Kurios: In der Meister-Saison 2002/2003 hieß der Halbfinalgegner ebenfalls Eisbären Berlin. Natürlich liegen da die Vergleiche nah. Die Pinguine sind durchaus die Überraschungsmannschaft der Saison. Dass man nach dem Abschluss der Hauptrunde den dritten Platz belegte, glich schon fast einer kleinen Sensation. Schließlich hatte keiner damit gerechnet, Experten hatten das Team von Trainer Rick Adduono nicht auf dem Playoff-Zettel. In den sechs hart umkämpften Duellen mit den Schanzern aber bestätigten die Krefelder ihre perfekte Saison. Dabei setzte sich vor allem das läuferische und technische Talent durch, ganz klar die besondere Stärke der Schwarz-Gelben. Mit Herberts Vasiljevs, Francois Methot und Boris Blank hat man Spieler in den eigenen Reihen, die ihren x-ten Frühling erleben und die besonders „schlitzohrig“ agieren. Davon profitieren vor allen Dingen Jungs wie Andreas Driendl und Daniel Pietta. Die Nationalspieler wachsen immer mehr in die Rolle der Führungsspieler. Großer Vorteil bisher: In den Playoffs funktionierten vor allen Dingen die „special teams“ weitaus besser als in der Hauptrunde. Besonders in Unterzahl verdiente sich das Team zuletzt „Fleißkärtchen“. Imposant: Die Krefelder steckten auch schwere Verletzungen weg. In der Serie gegen Ingolstadt fehlten mit Torwart Scott Langkow, den Verteidigern Josh Meyers und Dusan Milo sowie den Stürmern Mark Voakes und Adam Courchaine teilweise bis zu fünf Importspieler. Während Langkow wieder grünes Licht gab, ist die Saison für Voakes, Meyers und Milo beendet. Der Einsatz von Adam Courchaine ist fraglich.

Für die Pinguine geht es gegen einen Gegner, den man gut und gerne als „Playoff-Monster“ bezeichnen kann. Anders lassen sich die Auftritte der Eisbären Berlin, Rekordchampion und amtierender Titelträger, nicht erklären. Entertainment pur lieferten die Hauptstädter in der Serie gegen die Hamburg Freezers ab. Die große Stärke der Berliner ist die Offensive. Experten wissen: Die Eisbären betreiben vermutlich das aggressivste Forechecking der gesamten DEL. Selbst die Verteidiger stehen beim Angriff des Gegners an der Roten Linie und stören sofort, sobald die gegnerischen Spieler in die Offensive schalten. Darüber hinaus ist das Team von Trainer Don Jackson in allen Mannschaftsteilen hervorragend besetzt. An der Blauen Linie verteilen Constantin Braun, Frank Hördler, Jimmy Sharrow oder Julian Talbot die Scheiben. Besonders der Sturm mit Barry Tallackson als Vollstrecker sowie seinen Nebenleuten Darin Olver oder Florian Busch, einer der technisch besten Spieler der Liga, sind nur schwer zu stoppen. Besondere Stärke der Eisbären ist der unbändige Wille – wie die Hamburger zu spüren bekamen. In Spiel eins drehten die Eisbären ein 0:4, auf das 4:8 in Spiel drei folgte der Sieg in Hamburg. Will heißen: Die läuferisch wie technisch ohnehin talentierten Berliner sind gerade im mentalen Bereich voll da. Nichts wirft sie aus der Bahn. Das Gros des Teams verfügt zudem über Playoff-Erfahrung. Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

Fazit: Beide Serien versprechen Spannung pur. Einen Favoriten auszumachen, ist nahezu unmöglich. Klar ist jedoch: Alle vier Teams „lieben“ das Offensivspektakel und haben in den bisherigen Auftritten ihre Fans in Verzückung versetzt. Genau das wird ab Mittwoch wieder passieren. Mal so, mal so. Es ist angerichtet.

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