Die Lage der Liga: Haie feiern Bergfest auf dem Gipfel
Pünktlich zur Weihnachtszeit läuft die DEL zur Hochform auf: Derweil die Kölner Haie etwas überraschend auf dem Gipfel „Bergfest“ feiern und die Pinguine einen neuen Sieg-Rekord markierten, mausert sich München zum Favoritenschreck. Eine Tabelle, in der die ersten sechs Ränge gerade durch fünf Zähler voneinander getrennt sind, spricht Bände über die Dramatik in der DEL derzeit. Die Zuschauer honorieren die Ausgeglichenheit bei gleichzeitig hohem Unterhaltungsfaktor: Über eine Million Zuschauer fanden schon jetzt den Weg in die 14 DEL-Arenen. Dabei kommen die traditionell zuschauerstärksten Wochen erst noch!
Doch die gute Fan-Resonanz ist „nur“ Ausdruck einer Ursache-Wirkungs-Beziehung: Spannung pur ist angesagt, ein „Überflieger“ ist weit und breit nicht in Sicht. Beispiel Mannheim: Die Kurpfälzer, bis Sonntag Liga-Primus, stolperten zuletzt eher durch die Liga und wurden nach der 2:5-Heimschlappe trotz einer 2:0-Führung, ihre Spitzenposition los. Aber auch die Haie sind kein Sieg-Garant: Einer 1:7-Klatsche in Hamburg ließen die Domstädter ein 5:2 gegen Augsburg folgen. Der Dreier genügte zur Wachablösung.
Die Tabellenführung verleiht offenbar kaum Sicherheit. Schließlich straucheln die Teams auf den vorderen Plätzen mit fast vorhersehbarer Regelmäßigkeit. Siehe Hamburg: Beim Versuch die Tabellenführung zu entern, zeigte Hamburg in Hannover Nerven. Krasser sieht`s derzeit in Mannheim aus: Nur eins der vergangenen sechs Spiele konnten die Adler für sich entscheiden. Folge der Kapriolen: Eine irrsinnig enge Tabelle mindestens bis zum neunten Rang.
Und auch in den Niederungen ist eigentlich noch nichts klar. Schließlich durchleben die Münchner Bullen gerade eine Hochzeit. Vor allem die NHL-Zugänge haben den Bayern gut getan. Drei von vier Partien gewann der EHC zuletzt und zog damit an den Thomas Sabo Ice Tigers vorbei, die am Sonntag für die erste Trainerentlassung der Saison sorgten. Nach nur zwei Siegen aus neun Partien musste Jeff Tomlinson seinen Posten an der Nürnberger Bande verlassen. Ein Nachfolger war schnell gefunden: Bengt-Åke Gustafsson, seines Zeichens Goldschmied in Schweden bei den Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen 2006. Bereits am Dienstag wird sich im Heimspiel gegen Straubing zeigen, ob der 54-jährige etwas bewirken kann.
Auch in den Tabellenkeller kam Bewegung. Die Grizzlys sind aus dem Winterschlaf erwacht. Siege gegen Augsburg und Iserlohn sorgten für das erste Sechs-Punkte Wochenende Wolfsburgs dieser Saison. Das reichte, um die rote Laterne an die Düsseldorfer EG abzugeben. Können die Grizzlys in Zukunft an diese Leistungen anknüpfen, sind auch noch die Playoffs zu erreichen. Bei neun Punkten Rückstand auf den Zehnten wird es für Wolfsburg ein langer, beschwerlicher Weg – aber kein unmöglicher.
Normalität sind inzwischen Siege für die Krefeld Pinguine. Acht Erfolge haben die Rheinländer inzwischen nach der Deutschland Cup-Pause aneinandergereiht – Saisonrekord. Zuvor hatten diese Marke die Kölner Haie inne. 22 von 24 möglichen Punkten sammelte Krefeld dabei und bewies damit, dass Pinguine fliegen können – wenn sie nur wollen.
Noch einmal zurück zu den NHL-Verpflichtungen: Während Adler-Zugang Jason Pominville Mannheim noch kein Glück brachte, sind Blake Wheeler und Paul Stastny in München voll eingeschlagen. Wheeler sammelte in zehn Spielen 13 Scorerpunkte und Paul Stastny derer zehn.
Unter dem Strich stehen damit in München nach acht Spielen mit zwei NHL-Cracks auf dem Eis fünf Siegen drei Niederlagen gegenüber. In Prozent ausgedrückt: Ohne Blake und Wheeler gewann der EHC 32 Prozent der Spiele, mit den Beiden 63 Prozent. Eine Momentaufnahme ja, aber eine interessante allemal. Nach den abgebrochenen Gesprächen in der NHL sieht es derzeit so aus als sollten die Nordamerika-Cracks der DEL noch länger erhalten bleiben. Selbst ein kompletter Ausfall der NHL-Saison 2012/2013 ist nicht mehr auszuschließen.
Am Wochenende gab es auch noch einen statistischen Wert zu bejubeln: Bereits nach 175 Spielen konnten die 14 DEL-Teams den millionsten Zuschauer in den Arenen begrüßen. In der vergangenen Spielzeit wurden dafür sechs Spiele mehr benötigt. Das lässt den Zuschauerschnitt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 192 Zuschauer pro Spiel klettern. Die Clubs bedanken sich bei allen Fans und hoffen auch weiterhin auf rege Besuche in den Arenen.