Geschichten aus 20 Jahren DEL
Das Jubiläumsbuch \"20 Jahre DEL“ dokumentiert zwei Dekaden Profi-Eishockey in spannenden Stories und eindrucksvollen Bildern. Auf del.org stellen wir fortan jeden Dienstag und Freitag die „Köpfe“ der Liga in Auszügen aus dem 240 Seiten starken Werk vor. Das perfekte Weihnachtsgeschenk für den Eishockey-Fan.
Unser Appetit-Happen heute: Mike Bullard, Torjäger par excellence. Der Publikumsliebling in Landshut, Berlin und Schwenningen aber sorgte neben dem Eis nicht immer für positive Schlagzeilen. Besonders nicht, wenn er mit seinem Kumpel Mario Basler durch die Knepien zog ...
„Wenn sie pfiffen in Mannheim oder Köln – das war das Benzin in meinem Tank. Wenn sie mich hassten, dann wusste ich, dass ich alles richtig mache.“ (Mike Bullard)
...
Zweihundert Stundenkilometer sind eine ganze Menge, erst recht für einen Kanadier auf einer deutschen Autobahn. Draußen flogen Häuser und Bäume nur so vorbei, im Inneren des Fahrzeugs wollte Mike Bullard einfach möglichst rasch raus aus diesem Geschoss. Doch der Mann am Steuer kannte kein Erbarmen, Max Fedra brauste weiter mit Vollgas vom Münchner Flughafen nach Landshut. Er würde seine wertvolle Fracht schon unbeschadet am Zielort anbringen.
Es ist dann auch alles gut gegangen, Bullard ist alsbald sogar selbst mit einem gut motorisierten Dienstwagen der Marke Mercedes ohne Tempolimit über deutsche Autobahnen gedüst, und nicht allein deshalb sagt er: „Hätte ich gewusst, wie viel Spaß ich in Deutschland haben würde – ich wäre vorher nicht erst in die Schweiz gegangen.“
Doch ehe an dieser Stelle ein falscher Eindruck entsteht: Bullard war keiner dieser ehemaligen NHL-Stars, die zum Ende ihrer Karriere noch etwas Spaß in Europa haben wollen; wie dieser Mittelstürmer generell nicht einfach irgendein ehemaliger NHL-Star war. 702 Scorerpunkte gelangen ihm in 767 Spielen in der besten Liga der Welt, 340 davon waren Tore. Dies in einer Zeit, zu der es weit weniger Teams gab als heutzutage – und damit weniger freie Plätze für Spieler. Aber Bullard fand auf Anhieb seinen Platz, er war 1980 an neunter Position gedraftet worden, wurde dann Kapitän und All-Star. Und er gehört dem exklusiven Kreis von Spielern an, die wenigstens einmal in ihrer Karriere in einer NHL-Saison mehr als 100 Punkte gescort haben; insgesamt haben das nur wenig mehr als 100 Spieler geschafft. Bullard knackte die Marke in der Saison 1987/88 bei den Calgary Flames. Schon vorher war ihm Außergewöhnliches gelungen: 51 Tore schoss er in der Saison 1983/84 für Pittsburgh. Für Bullard „ein Meilenstein“, auf den er stolz ist.
Dass einer wie er schließlich vergleichsweise früh die NHL verlässt, hat genauso mit den Gesetzmäßigkeiten der damaligen Zeit zu tun. Wo das Durchschnittsgehalt heutzutage um die zwei Millionen US-Dollar beträgt, war es in Bullards Tagen nur rund ein Zehntel davon. Als Philadelphia seine Forderungen nicht erfüllen mochte, aber der HC Ambri-Piotta das Gewünschte bot, brach Bullard 1990 eben auf in eine neue Welt. Teils aus Neugier, teils aus verletztem Stolz. Auf verschlungenen Pfaden, die ihn aus der Schweiz nach Nordamerika und wieder zurück führten, gelangte er im Sommer 1993 nach Landshut, wo der Manager Fedra gewiss nicht mit dem meisten Geld lockte, dafür aber mit etwas anderem; er sagte: „Komm’ – und bring Bernie mit.“ Bernie Johnston nämlich, damals Bullards Trainer in der Schweiz und schon damals eine Vertrauensperson, wie auch heute noch.
Komplett nachzulesen in „20 Jahre DEL – Dynamisch. Emotional. Leidenschaftlich.“ Zu beziehen im Online-Shop der EishockeyNEWS und den Fanshops der 14 DEL-Club