\"Ich sehne mich danach, eine Meisterschaft zu gewinnen\"
Das liegt sicher auch an deiner NHL-Vergangenheit. Warum hat ein hochtalentierter Spieler wie du lediglich 23 Partien in der besten Liga der Welt auf dem Buckel?
Reid: Das ist eine sehr gute Frage! (lacht). Es ist so wie es ist. Ich hatte das Glück, NHL spielen zu dürfen. Ich kann mich noch sehr gut an mein erstes Spiel erinnern. Es war in Montreal, meiner Heimatstadt. Ein teures Vergnügen. Ich musste glaube ich 100 Tickets für Freunde und Familie organisieren. Es war überragend. In meinem zweiten NHL-Spiel gegen Nashville traf ich zweimal und lieferte einen Assist. Unter anderen Umständen hätte ich sicher auch 150 Spiele machen können, aber ich habe den Schritt nach Europa gewagt und habe es nie bereut.
Aber fällt es nicht schwer, seinen Traum ad acta zu legen?
Reid: Natürlich will jeder NHL spielen, aber man muss irgendwann für sich eine Entscheidung treffen. Wenn man nach Europa geht und dabei nur der NHL nachtrauert, sollte man es lassen. Wenn man etwas macht, muss man zu einhundert Prozent dahinter stehen. Es ist ja auch ein Privileg, als Nordamerikaner nach Europa zu kommen, neue Länder und Ligen kennenzulernen. Diese Chance kriegen nicht viele Menschen.
Du hattest zuletzt nicht so erfolgreiche Zeiten in der Schweiz hinter dir. Wie bist du damit umgegangen?
Reid: Es war nicht einfach, Tabellenletzter zu sein und in zwei Jahren vielleicht 25 Spiele zu gewinnen. Aber es war auch eine lehrreiche Zeit, aus der ich viel mitgenommen habe. Ich will für ein Team spielen, dass wie ich den Anspruch hat, oben mitzuspielen. Deshalb habe ich viele Angebote auch von vornherein abgelehnt.
Es heißt, Du hättest Angebote aus der Schweiz und Schweden gehabt.
Reid: Ja, das stimmt. Ich hätte sicher woanders 50.000 Euro mehr verdienen können, aber Geld ist nicht alles. Ich muss mich wohlfühlen und ein Team vorfinden, das ehrgeizig ist. Das ist hier der Fall.
Was bedeutet dir Geld? 50.000 Euro haben oder nicht haben, ist ja schon nicht unerheblich.
Reid: Geld ist mir nicht mehr so wichtig. Ich habe in meiner Karriere noch keinen Titel bei den Profis gewonnen, deshalb sehne ich mich danach, eine Meisterschaft zu gewinnen. Ich war häufig nah dran, aber für den großen Wurf hat es nicht gereicht.
Das kann man auch auf deine Trikotnummer beziehen. Deine Lieblingsnummer 55 ist ja bekanntlich an Patrick Köppchen vergeben.
Reid: (lacht) Naja, wer zuerst kommt, malt zu erst. Patrick war vor mir im Club, also darf er auch seine Nummer behalten. Ich hatte immer die 55, aber mit meiner jetzigen Nummer fünf kann ich auch leben.
Woher kommt die Vorliebe für die 55?
Reid: Ich habe sie mir zugelegt, weil mein Großvater im Alter von 55 verstorben ist. Deshalb hat sie mir immer viel bedeutet, aber insgesamt muss ich gestehen, dass ich nicht so abergläubisch bin. Die fünf kommt meiner Lieblingsnummer ja recht nahe.
Du siehst es also ganz entspannt. Wobei kannst du dich vom Eishockey-Alltag entspannen?
Reid: So viel Freizeit hat man ja während der Saison nicht. Ich verbringe Zeit mit meiner Frau Jessica und unseren drei Hunden. Im Sommer spiele ich, wenn ich Zeit habe, Golf. Mein Handycap liegt so bei 12 im Moment. Dieses Jahr habe ich aber kaum gespielt. Wir haben ein Haus in Montreal gekauft und ich habe mich als Handwerker versucht.
Mit Erfolg?
Reid: Ich würde sagen, ja! (lacht) Ich habe eine Terrasse angelegt und muss sagen, dass sie echt gut aussieht.
Mit freundlicher Genehmigung Hamburg Freezers (FaceOff-Magazin)