Patrick Köppchen: "Man muss Verlieren abgrundtief hassen"

Morgen beim Derby in Nürnberg steht der DEL-Dauerbrenner zum 900. Mal in der DEL auf dem Eis / "Meisterschaften mit Hannover und Ingolstadt waren die Highlights."

Patrick Köppchen dürfte froh sein, dass der Monat November vorbei ist – und das hat einen Grund: Im November 2007, damals noch im Kader der Hannover Scorpions, musste er aufgrund einer Verletzung pausieren. Der Verteidiger absolvierte danach unfassbare 506 Spiele in Folge für Hannover, Hamburg und Ingolstadt. Im November des vergangenen Jahres riss diese einmalige Serie dann erneut. Köppchen musste aufgrund einer Oberkörperverletzung für einige Spiele passen. Offenbar eine schwerwiegende Verletzung, denn sonst hätte er vermutlich trotzdem auf dem Eis gestanden.

Schließlich wirft den zweifachen Deutschen Meister so schnell nichts aus der Bahn. Schmerzen kennt er nicht. Beispiel gefällig? Im Viertelfinale des Ingolstädter Meisterjahres 2014 gegen Krefeld wurde Köppchen vom Puck im Gesicht getroffen und anschließend mit 18 Stichen genäht. Auch der Kiefer bekam einiges ab. Pause? Von wegen. Köppchen: „Ich habe dann zwei Tage später wieder ein Spiel bestritten. Die Ärzte fanden das nicht so klug von mir.“

Doch Köppchen zog sein Ding durch. Wie schon immer in seiner Karriere. Auch ein gebrochener Zeh oder Finger, Prellungen an Rippen, Fuß oder Knie hielten ihn in der Vergangenheit nie vom Spielen ab. Zur Not mussten Tabletten die Schmerzen lindern. Warum auch nicht. „Das ist doch ganz normal“, grinst der Abwehrspieler.  Am Freitag bekommt er den Lohn für seinen nimmermüden Einsatz. Im Derby bei den Thomas Sabo Ice Tigers steht er zum 900. Mal auf dem Eis. 

Anlässlich seines Jubiläumsspiels spricht der Ingolstädter Leitwolf über seine Karriere, die „No Angels“ und Hans Zach Vermächtnis an ihm.

Patrick, was sagen dir die folgenden Namen: Mirko Lüdemann, Nicki Mondt, Daniel Kreutzer, Klaus Kathan, Sven Felski, Rob Leask, Andreas Renz und Tino Boos?

Köppchen: Kennen tue ich sie alle, viele von denen sind Freunde von mir. Leider spielen nicht mehr alle von denen.

Richtig, genauer gesagt nur noch Daniel Kreutzer von der Düsseldorfer EG.

Köppchen: Daniel kenne ich schon von Kindesbeinen an. Wir haben uns schon früh in der U16 kennengelernt und nie den Kontakt abreißen lassen. Ich bin auch Patenonkel seiner Zweitgeborenen, da verbindet uns eine innige Freundschaft.

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Die eingangs erwähnten Namen haben alle mindestens 900 Spiele bestritten. Jetzt ziehst du auch in diese elitäre Runde ein. Was bedeutet dir das?

Köppchen: Es ehrt mich, neben diesen Leuten in einer Reihe zu stehen. Die 900 ist eine schöne Randnotiz, bei 1000 würde ich sicher eine schöne Feier veranstalten. (lacht) Dennoch ist es schön, so viele Spiele absolviert zu haben. Das heißt zwar einerseits, dass man verdammt alt ist, (lacht) andererseits aber auch, dass man eine Menge miterlebt hat und gesund war.

Der ERC Ingolstadt gab dir zu Ehren ein „Iron Man“-Shirt heraus, das einer der Bestseller war. Du hast zwischenzeitlich mal 506 DEL-Spiele, also rund acht Spielzeiten, in Folge absolviert. Das dürfte im körperbetonten Eishockeysport hierzulande absoluter Rekord sein. Dann riss die Serie im Vorjahr.

Köppchen: Ja, das war nicht erfreulich. Ich bin froh, dass ich wieder gesund bin. Ich will nun die nächste Serie aufstellen, aber ich kann nicht versichern, dass es noch einmal mit den 500 in Folge klappt. (lacht) Das Feuer in mir brennt auf jeden Fall noch, auch wenn die Mitspieler dann schon mal sagen, dass ich auch mal schnell auf der Palme bin (lacht). Wer verliert schon gerne? Es ist bei jedem drin: Man muss Verlieren abgrundtief hassen. Hassen! Dennoch muss man eine Balance finden, dass man den Fokus nicht verliert, sondern sich mit anderen wesentlichen Dingen auch noch beschäftigt. Das gelingt mir meistens, hin und wieder bricht es aber noch aus mir hinaus. Dann wissen alle Bescheid, ach ja, der Köppchen… (lacht)

Patrick Köppchen

"Eher weniger weiß man, dass ich dank der Pielmeiers passionierter Wakeboarder geworden bin. Oder auch, dass ich in die interaktive Welt gefunden habe und einen Instagram-Account betreibe. Ziemlich unbekannt ist auch, dass ich gerne wandern gehe."

Du bist eines der Gesichter der Liga. Welche Seite von dir kennt man denn noch nicht?

Köppchen: Der ein oder andere Bericht über mich war da, darum weiß man ja, dass ich modeinteressiert bin, leidenschaftlich gerne Kaffee trinken gehe und Tattoos mag. Eher weniger weiß man, dass ich dank der Pielmeiers passionierter Wakeboarder geworden bin. Oder auch, dass ich in die interaktive Welt gefunden habe und einen Instagram-Account betreibe. Ziemlich unbekannt ist auch, dass ich gerne wandern gehe.

Hat das 2010 begonnen, als Trainer-Legende Hans Zach seine Hannoveraner Meister auf eine Bergtour eingeladen hat?

Köppchen: Genau, das ist Hans Zachs Vermächtnis. (lacht) Ich bin dafür sehr dankbar, weil es mich immer wieder herunterholt und neue Kraft tanken lässt.

Fliegenfischen wäre ein weiteres mögliches Vermächtnis von Hans Zach…

Köppchen: (lacht) Nein, Fischen ist nicht so meins. Ich brauche da mehr Aktion und Adrenalin. Ich stehe eher auf Fallschirmspringen und Bungee-Jumping. Das habe ich alles schon probiert und viel erlebt.

Das gilt auch für deine bisherige DEL-Karriere. Fangen wir ganz vorne an, beim ersten Spiel.

Köppchen: Wir haben mit München gegen Augsburg gespielt. Das war gleich toll, das erste Spiel gleich ein Derby. Die Stimmung war unfassbar. Auf dem Eis standen die ganzen großen Namen, die man nur von den Player Cards und der Zeitung kannte. Und ich als Junger, per Förderlizenz aus Erding hochgeholt, mittendrin… In der Drittelpause sind dann die „No Angels“ aufgetreten, die waren damals eine dicke Nummer…

… was ist aus denen eigentlich geworden?

Köppchen: Keine Ahnung. (lacht) Die sind danach auch noch in unsere Kabine gekommen. Das war schon ein beeindruckender Auftakt für meine DEL-Karriere. Das hat Spaß gemacht und davon wollte ich mehr. Zumal ich gar nicht so schlecht gespielt habe und die anderen Jungs für mich da waren.

Diese Leitwolf-Rolle hast du beim ERC Ingolstadt seit 2014 für Fabio Wagner eingenommen, einen talentierten Verteidiger.

Köppchen: Ich habe ihn begleitet. Fabio hat sich sehr gut entwickelt und ich finde, dass er auch in dieser Saison wieder einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat. Ich glaube, es kann jeder bestätigen, dass Fabio – wenn er gesund bleibt und weiterhin seinen Ehrgeiz zeigt – eine ähnlich lange Karriere in der Liga wie mir blüht.

Weiter geht es mit den Highlights deiner bisherigen Karriere…

Köppchen: Ganz klar die beiden Meisterschaften, sowohl 2010 mit Hannover als auch 2014 mit Ingolstadt. Ein Highlight ist sicherlich auch gewesen, dass ich in Hannover und später in Ingolstadt mit meinen Freunden zusammenspielen durfte, den Bartas zum Beispiel. Mit wirklichen Freunden eine Meisterschaft zu gewinnen, das war unfassbar toll und unbezahlbar! Ich könnte jetzt noch hunderte Episoden erzählen, die ich erlebt habe auf Auswärtsfahrten, in Trainingslagern und so weiter. Ich glaube aber nicht, dass man die hier erwähnen sollte. (lacht)

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Dann blicken wir voraus. Die 1000 DEL-Spiele sind eines deiner Ziele.

Köppchen: Ja, definitiv. Wir haben mal gerechnet: Wenn wir lange Playoffs spielen, könnte es auch schon zum Vertragsende hier in Ingolstadt klappen. Das sollte aber nicht das letzte Jahr werden. Gerade in diesem Jahr merke ich, wie viel Spaß es nach der Verletzung wieder macht und ich definitiv noch mitmachen kann. Ich würde gerne im Ingolstädter Trikot die 1000 Spiele voll machen, aber das liegt nicht nur an mir, da reden auch noch andere mit. Ich würde auf jeden Fall sagen: Es bleibt spannend und ich denke, dass ich noch viele schöne Zeiten haben werde.

Hast du einen Wunsch zum 900. DEL-Spiel?

Köppchen: Einen Wunsch? Drei Punkte. 

Quelle: ERC Ingolstadt / Martin Wimösterer

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