Torsten Ankert: „Mister Zuverlässig“ im deutschen Team
Erster WM-Einsatz, erster Treffer und der gleich gegen ein Weltklasse-Team wie Finnland: Für Ankert natürlich ein ganz besonderer Moment. Wenngleich der Verteidiger auch zugibt: „Ich hätte das Match lieber gewonnen.“ Dem war bekanntlich nicht so. Die Finnen drehten auf und kamen kurz vor dem Ende noch zum glücklichen Ausgleich. In der Verlängerung folgte der Nackenschlag in deutscher Unterzahl. Doch durch den überraschenden Punktgewinn gegen die Hausherren war zumindest die Basis für einen weiteren, guten Verlauf der Nationalmannschaft gelegt – und darauf hatte Ankert großen Anteil.
Das Lob kam von ganz oben. Wenige Tage nach der Weltmeisterschaft wurde Bundestrainer Pat Cortina in einem Interview der Eishockey NEWS gefragt, ob es für ihn bei der WM innerhalb des Teams Überraschungen gegeben hat. Da fiel ein Name an erster Stelle, den man vor ein paar Jahren an dieser Position kaum hätte voraussagen können: Torsten Ankert. Cortina lobte: „Er hat offensiv mehr gebracht, als wir das erwartet haben. Er hat den Puck gut und schnell bewegt, ist gut Schlittschuh gelaufen, hat einen guten Schuss.“ „Anki“, wie er genannt wird, war der „stille Aufsteiger“ der letzten Saison!
Der 25 Jahre alte Abwehrspieler ist aus den Defensivreihen des KEC nicht mehr wegzudenken. 2006 feierte er als 17-jähriger sein DEL-Debüt, schlug sich durch eine dramatische Playoff-Serie mit der DEG und reifte mit jedem Jahr DEL-Eishockey ein bisschen mehr. „Ich weiß, was von mir erwartet wird. Ich will zuverlässig meine Rolle erfüllen: Defensiv stabil sein, Tore verhindern, einen guten ersten Pass spielen und in Unterzahl gut spielen“, sagt der 100-Kilo-Abwehrschrank, der bei der WM NHL-Star Christian Ehrhoff den Rücken frei hielt.
Persönlicher Torjubel wird bei Torsten Ankert wohl auch in der Saison 2013/2014 eher selten vorkommen, wenngleich er beim KEC-Sieg in Berlin und am vergangenen Sonntag in Straubing seine ersten beiden Saisontreffer für den KEC erzielte. Seine Karriere-Treffer Nummer sechs und sieben in über 400. DEL-Einsätzen für Köln. Für Ankert zählen aber andere Werte, schließlich ist er ein Defensiv-Verteidiger, der Tore verhindern soll. Köln hatte in der letzten Saison die drittwenigsten Gegentore aller DEL-Mannschaften und Torsten Ankert – gemeinsam mit Ex-Hai Felix Schütz – den besten Plus-Minus-Wert aller Haie-Spieler. Auch in der 20. DEL-Saison bilden Ankert und Co. das bislang beste Abwehrbollwerk mit den wenigsten Gegentoren.
Außerhalb des Eises ist Torsten Ankert erwachsener geworden: „Ich bin jetzt ewig in Köln. Mit einem Kern an Spielern bin auch ich dafür verantwortlich, dass Dinge in der Kabine angesprochen werden. Ich habe da keine Scheu, aber bei unserem Team muss man da eigentlich nie eingreifen. Alle Jungs wissen, wo´s lang geht. Alles läuft in den richtigen Bahnen und alle in der Gruppe achten darauf, dass keiner aus der Reihe tanzt.“
Der passionierte Motorradfahrer hat inklusive der laufenden Saison noch drei Jahre Vertrag beim KEC. Er wird hat ohnehin schon in dieser Saison „Haie-Legenden“ wie Andreas Pokorny, Thomas Brandl und Helmut Steiger in der Liste der Rekordspieler überholt. Und seine Laufbahn beim KEC soll noch lange nicht zu Ende sein. Er fühlt sich an der Seite von Mirko Lüdemann sehr wohl („Wir verstehen uns blind. Dass die Chemie stimmt, macht Einiges einfacher.“), seine Familie kommt aus dem nahe gelegenen Essen, seine Freundin aus Köln. Da treibt einen nichts weg. Also gute Nachrichten für Haie-Fans: „Ich kann mir nicht vorstellen, zu wechseln.“
Für Ankert stehen mittlerweile 14 Länderspiele in der Statistik. Drei sollten am kommenden Wochenende dazu kommen. Der Haie-Verteidiger freut sich auf die Partien gegen die Schweiz (Freitag, ab 19.45 Uhr, live auf SPORT1), Slowakei (Samstag, ab 16 Uhr, live auf SPORT1) und das Team USA zum Abschluss am Sonntag (ab 16.30 Uhr, live auf SPORT1): „Die Zeit im Nationalteam macht immer Spaß. Man ist stolz, sein Land vertreten zu dürfen.“ Der Rechtsschütze weiß zwar um die Schwere der Aufgabe, zeigt sich aber trotzdem optimistisch, was die Mission Titelverteidigung betrifft. „Jeder Spieler will sich den Trainern zeigen und sich so für weitere Einsätze empfehlen, daher erwarte ich enge Spiele“, meint Ankert beim Blick auf die Kontrahenten. Der Heimvorteil kann daher ein entscheidender Faktor sein. „Mit unseren Fans im Rücken haben wir beste Chancen.“ Mit einem „Mister Zuverlässig“ sowieso.