Zur Lage der Liga / Sven Felski: „Es macht Spaß, da zuzuschauen“

Spiellaune ist angesagt in der Liga. Da biegen die Adler aus Mannheim ein 0:3 gegen Nürnberg noch furios um und landen auf dem Liga-Gipfel, da ballern die Münchner Bullen den Lokalrivalen Augsburger Panther mit 5:0 aus dem Olympia-Eisstadion und da zieht Berlins Goalie Rob Zepp den Offensiv-Kräften der Kölner Haie mit sehenswerten Paraden die Zähne: Langeweile sieht anders aus.   

Vor allen im Süden der Republik. Denn während wochenlang die Leistungen des Berliner NHL-Duos Brière und Giroux das große Thema waren, versetzen nun Blake Wheeler und Paul Stastny die Fans in München in Verzückung. Das 5:0 gegen Augsburg am Sonntag war definitiv ein Highlight in der bayerischen Eishockeygeschichte.

Das erkannte auch Augsburgs Trainer Larry Mitchell neidlos an: „Der Unterschied waren heute ganz klar Wheeler und Stastny, sie haben das Spiel entschieden. Wir haben keinen Weg gefunden, diese Spieler zu stoppen.“  Mitchell, selbst Kanadier, findet dafür eine einfache Erklärung: „Ein Stastny verdient in der NHL 6,6 Millionen Dollar im Jahr. Die bekommt er, weil er einer der Besten der Welt ist. Das hat man heute gesehen.“

In seinem vierten Spiel für den EHC gelang Wheeler, der gemeinsam mit Martin Buchwieser und Paul Stastny die Paradereihe bildete, sein erster Treffer - per Penalty. Mit zwei weiteren Vorlagen krönte der Stürmer der Winnipeg Jets seine starke Leistung. Klar, dass der 26-Jährige bei  der Ehrenrunde nochmal kräftig Gas geben musste. Was sich für ihn als erheblich schwieriger erweisen sollte als das Match zuvor. „Die deutschen Fans sind so was von verrückt. Es wäre nett gewesen, wenn mir vorher einer gesagt hätte, was auf mich zukommt\", lachte Wheeler und fügte an: „Dass ich tanzen muss und Sprechchöre anstimmen, das war schon komisch. Aber ich liebe diese Interaktion mit den Fans.\"

Und auch Superstar Paul Stastny (Colorado Avalanche), der erst am Freitag direkt aus den Staaten zum Auswärtsmatch  der Münchener in Hannover einflog, zeigte sich von der Stimmung begeistert: „Es war laut, richtig laut. Das gibt es so in der NHL nicht, wir hatten verdammt viel Spaß und wir werden noch viel mehr Spaß haben.\" In dieser Woche muss sich der 6,6 Millionen-Mann nun erst einmal um Organisatorisches kümmern. Und dann weiß Stastny auch schon, was er neben der Erkundigung seiner neuen Heimat München unbedingt erleben möchte: „Unter allen Umständen muss ich ein Spiel der Bayern in der Champions League sehen. Ich möchte Schweinsteiger sehen. Auch Lahm mag ich, das ist ein kleiner Kerl mit viel Feuer.”

Nach einer furiosen Aufholjagd gegen Hamburg und der gleichzeitigen Übernahme der Tabellenführung ist die Laune in Mannheim bestens. Das 5:3 gegen die Freezers war vor allen Dingen deshalb so wichtig, weil die Mannschaft von Trainer Harry Kreis Charakter zeigte und nach einem 0:3-Rückstand den Spieß umdrehen konnte: Ein Beweis für das enorme Selbstvertrauen, mit dem die Adler derzeit unterwegs sind. Mann des Wochenendes war aber Yannic Lehoux. Mannheims Stürmer erzielte von den insgesamt sieben Adler-Treffern gegen Ingolstadt und Hamburg alleine vier. Drei davon gegen Hamburg. „Bei mir hat fast alles geklappt, es hat Spaß gemacht\", freute sich Lehoux, der von den Fans nach dem Spiel besonders gefeiert wurde.

Dass es für Mannheim mit der Tabellenführung klappte, lag auch an der Niederlage der Haie. Vor fast 13.000 Fans in der Kölner LANXESS arena erwischte Eisbären-Keeper Rob Zepp einen Glanztag. 35 Schüsse parierte der Nationaltorwart, teilweise mit unglaublichen Saves. Was die sich redlich mühenden Kölner auch versuchten – Zepp war zur Stelle. Für Köln war es die vierte Niederlage in Folge. „Das gesamte Spiel war wieder Werbung fürs deutsche Eishockey. Es hat mir richtig Spaß gemacht, zuzuschauen. Es ging hin und her“, meinte Berlins Urgestein Sven Felski, der sich die Partie via ServusTV anschaute.

Derweil verbuchten die Krefeld Pinguine den 2:1-Erfolg über Wolfsburg unter der Kategorie „Arbeitssieg“. Die 4.500 Zuschauer freuten sich besonders für Adam Courchaine, der erst sein zweites Match im Dress der Pinguine absolvierte und im Power Play den Siegtreffer markieren konnte. Bereits am Freitag beim Auswärtsmatch der Pinguine in Berlin hatte der Kanadier die Vorlage zum entscheidenden Overtime-Tor gegeben. Für Wolfsburgs Stürmer Adrian Grygiel und Krefelds NHL-Star Christian Ehrhoff war die Partie etwas Besonderes. Die Freunde haben schon in Jugendjahren gemeinsam in einer Mannschaft gespielt und 2003 mit Krefeld den Titel geholt. Erstmals standen sie sich am Sonntag als Gegner gegenüber. Eine schmerhafte Erfahrung für Grygiel übrigens. In einem Zweikampf mit Ehrhoff zog sich der Grizzly-Angreifer einen kleinen Cut am Auge zu. „Nicht so schlimm, das war ja keine Absicht von Christian“, meinte Grygiel. Und Ehrhoff staunte: „War ich das? Sorry.“

Die Fans honorieren die Leistungen ihrer Lieblinge und strömen in die Arenen: So wurde am vergangenen Wochenende mit 785.329 Zuschauern die Drei-Viertel-Millionen-Marke geknackt. Das entspricht schon jetzt einem Schnitt von 5.817 Zuschauern pro Partie.

Einziger Wermutstropfen am Wochenende war der Ausraster von Scorpions-Verteidiger Stephan Daschner beim 2:1 seines Teams gegen Straubing. Insgesamt 59 (!) Strafminuten bekam 25jährige aufgebrummt. Auslöser für die Rekordstrafe war eine Zweiminuten-Strafe wegen Behinderung im dritten Drittel. Daraufhin reklamierte der Verteidiger zweimal heftig von der Strafbank aus, so dass das Schiedsrichtergespann Simon Aicher und Daniel Piechaczek eine zehnminütige Disziplinarstrafe verhängte. Weil Daschner nicht aufhörte zu schimpfen, bekam er eine weitere Disziplinarstrafe und damit automatische eine Spieldauerdisziplinarstrafe (20 Min.). Auf dem Weg in die Kabine schlug er wütend mit dem Schläger in Richtung der Zuschauer. Das brachte ihm außerdem eine Matchstrafe (25 Minuten) ein. Daschner löste damit den bisherigen Negativ-Rekordhalter Nathan Robinson (54/Eisbären Berlin) aus der Saison 2008/2009 ab.

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