Adler-Analyse von Daniel Hopp: \"Blicken jetzt nach vorn\"

Nach dem enttäuschenden Aus im Viertelfinale gegen die Grizzly Adams Wolfsburg haben sich die Verantwortlichen der Adler Mannheim auf Fehlersuche begeben und die vergangenen zwei Wochen seit dem Ausscheiden genutzt, um die Situation zu analysieren und die Gründe für das frühe Playoff-Aus zu ermitteln.

Dabei wurden sämtliche Beteiligten in die Suche mit einbezogen. Intensive Gespräche zwischen Trainern, Manager und Spielern, zwischen Management und Trainern und auf höchster Ebene fanden innerhalb dieser Zeit statt. Adler-Chef Daniel Hopp wollte Antworten und bekam sie in den letzten Wochen.

Welche Konsequenzen die Adler aus der Niederlage gegen Wolfsburg für die Zukunft nun ziehen, mit welchen Jungs die Verträge verlängert, von welchen Spielern sich die Adler trennen werden und wie die Ausrichtung in der neuen Saison und den nachfolgenden Jahren sein wird, darüber haben wir uns ausführlich mit Daniel Hopp und Manager Teal Fowler unterhalten.

Herr Hopp, in den vergangenen zwei Wochen konnten Sie sich in vielen Gesprächen ein Bild über den Zustand bei den Adlern nach dem Playoff-Ausscheiden machen. Was sind Ihre Eindrücke?

Der Frust, der unmittelbar nach dem Ausscheiden groß war, ist teils in Wut, teils in Enttäuschung umgeschlagen. Wut über die Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben, Enttäuschung über das Ergebnis einer langen Saison, in der wir hart gearbeitet haben, um dort hinzukommen, wo wir vor den Playoffs standen. Doch die Wut und Enttäuschung sind nun gewichen und wir blicken nach vorne, um den vor zwei Jahren begonnenen Weg fortzusetzen. Die Gespräche waren sehr offen und ehrlich. Wir haben den Eindruck, dass Fehler erkannt wurden und sind uns sicher, dass das Fehler waren, die definitiv abgestellt werden können. Das gibt uns die Sicherheit, mit Bedacht und Besonnenheit an der weiteren Ausrichtung zu arbeiten.

Herr Fowler, Sie haben alle Gespräche, die in den vergangenen zwei Wochen geführt worden sind, begleitet. Welche Schlüsse haben Sie aus diesen Gesprächen gezogen?

Für mich war es unheimlich wichtig, herauszufinden, wie Trainer, Spieler und alle rund um die Mannschaft ihre eigene Rolle in diesen zehn Tagen zwischen dem 20. und 30. März gesehen haben. Dabei ist mir aufgefallen, dass niemand versucht hat, die Schuld auf andere zu schieben, sondern vor allem sich selbst kritisch hinterfragt hat. Wenn wir daraus nun die richtigen Konsequenzen ziehen, haben wir realistische Chancen, unseren eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterzugehen.

Wie sieht dieser eingeschlagene Weg genau aus?

Fowler: Wir möchten auch in der kommenden und den weiteren Saisons mit einem ausgewogenen Mix aus deutschen und Import-Spielern mit Perspektive eine Basis schaffen, mit der sich die Mannheimer Fans identifizieren können.

Neben den Spielern standen natürlich auch die Trainer im Kreuzfeuer der Kritik. Werden die Adler auch in Zukunft mit Harold Kreis zusammenarbeiten?

Hopp: Unsere Trainer stehen bei uns unter Vertrag und sind natürlich auch unsere ersten Ansprechpartner in dieser schwierigen Phase. Wie Teal schon gesagt hat, haben wir mit allen Beteiligten gesprochen, auch mit den Trainern und auch hier haben wir viel erfahren, das uns bestätigt hat, mit ihnen weiterzuarbeiten. Wir haben den Weg gemeinsam begonnen und wollen ihn auch in Zukunft weiterführen.

Aber nur an konkrete Bedingungen geknüpft, wie es in verschiedenen Medien zu lesen war?

Hopp: Nein, keine Bedingungen. Das ist sicher nicht so rüber gekommen, wie es gemeint war. Natürlich habe ich auch meine Vorstellungen geäußert und den Trainern meine Sicht der Dinge geschildert. Wir möchten auch in Zukunft unsere Fans und Partner in der SAP Arena begeistern und ein attraktives und ein tolles Eishockeyerlebnis garantieren. Um dies zu gewährleisten, müssen wir alle auch mal über unseren Schatten springen und Änderungen akzeptieren oder neue Wege gehen. Es ist aber völliger Unsinn zu denken, dass wir Harry und Mike nun vorschreiben, was sie zu trainieren oder zu spielen haben.

Es geht also um Dialog und Austausch?

Hopp: Richtig. Es geht darum, sich auszutauschen und Tendenzen in die falsche Richtung frühzeitiger zu erkennen. Nur dann können wir reagieren und den eingeschlagenen Weg erfolgreich weitergehen. Wir sind vor drei Jahren angetreten, endlich wieder eine größere Kontinuität in unseren Club zu bringen. Sowohl auf der Trainerbank als auch auf dem Eis. Mit dem 4. Platz in 11/12 und dem erreichten und unglücklich verlorenen Finale gegen Berlin sowie dem ersten Platz nach der diesjährigen Vorrunde sind nach wie vor eine gute Basis, um darauf weiter aufzubauen.

Das ist auch der Grund, dass es keinen großen Umbruch in der Mannschaft gibt?

Fowler: Wir hätten die Vorrunde nicht auf dem ersten Platz abgeschlossen, wenn wir keine gute Truppe beisammen hätten. Mit den Jungs, von denen wir überzeugt sind, dass sie auch in der Zukunft wichtige Bausteine des Mannheimer Eishockeys sein werden, haben wir deshalb die Verträge verlängert. Mit Matthias Plachta, Frank Mauer, Marcus Kink, Marc El-Sayed und Florian Kettemer haben wir fünf Spieler unter Vertrag, die auf dem Sprung sind, Stammspieler in der Nationalmannschaft zu werden. Jaime Sifers und Steve Wagner haben gezeigt, wie wichtig sie für unsere Defensive sind. Und auch Ken Magowan und Yanick Lehoux sind Schlüsselspieler in unserer Offensive, auch wenn im Viertelfinale die Ergebnisse nicht gestimmt haben.

Doch zu diesem „Stamm“ sollen sicher noch einige Cracks hinzukommen?

Fowler: Klar, mit Kai Hospelt und Martin Buchwieser haben wir schon zwei starke Stürmer unter Vertrag genommen und auch Christopher Fischers Rückkehr nach Mannheim ist ein Schritt und eine Entscheidung, die unsere Philosophie bestätigt. Neben diesen drei deutschen Jungs sollen nun noch zwei oder drei Imports kommen, die uns noch ausgeglichener machen sollen. Spieler wie zum Beispiel Chris Lee letztes Jahr einer war, sind leider nicht mehr zu finden. Die nochmalige Vergrößerung der KHL in Russland um drei weitere Teams nimmt weitere hochkarätige Spieler vom Markt. Deshalb werden wir uns Zeit lassen und warten, bis wir den bzw. die richtigen Jungs finden.

Sie nutzen die nächsten Wochen, um Spieler und Spiele zu beobachten?

Fowler: Ich werde in der kommenden Woche das erste Mal in die USA reisen und neben einigen Gesprächsterminen auch einige NHL- und AHL-Spiele anschauen.

Ist bei diesen Terminen auch einer mit Jochen Hecht dabei?

Fowler: Das könnte schon sein. Wir werden auf jeden Fall alles tun, um Jochen in der kommenden Saison in Mannheim zu sehen. Es wird allerdings noch einige Zeit brauchen, bis es tatsächlich so weit ist. Die NHL befindet sich ja immer noch in der ‚regular season’.

Herr Hopp, was wünschen Sie sich für die kommenden Monate und die neue Saison?

Hopp: Es würde mich freuen, wenn wir auch in der kommenden Saison wieder eine erfolgreiche Vorrunde spielen, die dann aber nicht der Höhepunkt sein soll. Die Heimstärke, die wir diese Saison in der Vorrunde gezeigt haben, wünsche ich mir auch für die Zukunft. Die SAP Arena soll und muss eine „Festung“ bleiben, in der wir Woche für Woche aufs Neue beweisen, dass das unsere Halle ist, in der unsere Fans uns anfeuern und wir das auf dem Eis mit Einsatz, Wille und Erfolg zurückgeben. Sowohl in der regulären Saison als auch in den Playoffs.

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