\"Einige Spieler haben noch nichts gelernt\"

Herr von Ameln, die DEL hat noch einmal eine Regelverschärfung beschlossen. Warum?

Weil das von den Sportlichen Leitern gewünscht wurde. Einige Fälle und Situationen waren zudem bislang nicht hinreichend abgedeckt. Das ist kein Vorstoß der Liga oder des Disziplinarausschusses.

Bislang tagt der Disziplinarausschuss nur an Montagen. Warum wird nicht auch an Samstagen verhandelt? Ein Spieler kann ja bislang an Sonntagen mitwirken, obwohl er einen Tag später für ein Vergehen vom Freitag gesperrt wird.

Damit haben wir uns bereits beschäftigt. Das ist aber eine Budgetfrage. Außerdem: Wer soll das machen? Die zusätzliche Belastung muss auch bezahlbar sein. Vielleicht finden wir für die kommende Saison eine Lösung. In den Playoffs im Frühjahr wird, wenn nötig, aber nach jedem Spieltag verhandelt.

Sperren sind ein emotionales Thema. Zuletzt schlug der Freispruch von Kölns John Tripp hohe Wellen. Auch auf der Facebook-Seite der DEL ging es teilweise heftig her?

Was bei der ganzen Diskussion oft außeracht gelassen wird, ist: Tripp hat während des Spiels eine Zwei-plus-Zehn-Minuten erhalten. Diese sah der Disziplinarausschusses als ausreichend an. Von einem Freispruch kann also gar keine Rede sein.

Dennoch: Manche Entscheidungen sind nur schwer nachzuvollziehen, weil die Transparenz fehlt. Eine Erklärung der Entscheidung per Video auf der Liga-Homepage hätte da sicher geholfen!

Wir dürfen beim verständlichen Wunsch nach mehr Transparenz nicht vergessen, dass es sich um nicht-öffentliche Verfahren handelt. Um die Begründung der Urteile zu veröffentlichen, benötigen wir die Zustimmung der Spieler. In Berlin haben uns die Clubs dafür aber ein generelles Okay gegeben. Es wird sich ab dem 1. Januar etwas ändern. Auch an Videos arbeiten wir.

Dennoch gibt es Unmut bei einigen Clubs. Es gibt Vorwürfe der Ungleichbehandlung.

Das stimmt nicht. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, aber das ist ganz normal. Bei der jüngsten Tagung der Sportlichen Leiter in Berlin haben wir zwei Tage lang Vergangenheit und Gegenwart analysiert. Wir haben jedes Video noch einmal angeguckt und jeder war mit den Entscheidungen einverstanden. In zwei Fällen hätte man sogar noch ein härteres Urteil gewünscht. Denn das Ziel aller Beteiligten ist klar: Wir wollen mehr Schutz für die Spieler!

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass vor allem die Schwere der Verletzung die Länge der Sperre beeinflusst. Ist das so?

Eine möglicherweise erlittene Verletzung ist nur ein Faktor von vielen, der bewertet wird. Wir bestrafen auch die Aktion an sich, selbst wenn nichts passiert ist. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Sperre von Mannheims Yannic Seidenberg. Der hat seinen Gegenspieler kaum berührt, wurde aber dennoch gesperrt, weil die Intention klar zu erkennen war.

Wäre es nicht sinnvoll, wenn das Einleiten von Ermittlungsverfahren komplett in der Hand der Liga läge? Machen das die Clubs, erweckt das nicht selten den Anschein, als sei es eine Retourkutsche. Vor allem in den Playoffs birgt das Gefahren.

Man muss dem System Zeit geben, denn es war vor der Saison von allen Clubs so gewollt. Außerdem können wir nicht während einer Spielzeit alles komplett umschmeißen. Und auch hier stellt sich sofort die Frage der Umsetzung und Finanzierung.

Die EBEL in Österreich bezieht Experten aus dem Ausland, die keinen Bezug zur Liga oder bestimmten Clubs haben, mit in den Entscheidungsprozess ein. Ist das für die DEL auch ein denkbares Modell?

Das ist für uns noch kein Thema. Auf Hockey Europe Ebene wird das Thema \"Internationaler Gerichtshof\" diskutiert. Alle Profiligen haben es als gemeinsames Ziel definiert, langfristig einen solchen Gerichtshof einzurichten, der alle anfallenden Verfahren der Hockey Europe Ligen zentral verhandelt.

Nach 13 Wochen sind 26 Spieler für 81 Spiele gesperrt worden. Die Anzahl der Gehirnerschütterungen hat sich dennoch erhöht. Sind sie enttäuscht, dass noch kein Lernprozess eingesetzt hat?

Ich bin überrascht, dass einige Spieler anscheinend nichts gelernt haben. Die Situation ist aber nicht schlimmer geworden. Die Fouls, die es heute gibt, hat es früher auch gegeben – nur wurde ihnen nicht diese Aufmerksamkeit geschenkt. Dass die Zahl der Gehirnerschütterungen gestiegen ist, liegt auch daran, dass alle Beteiligten bei diesem Thema inzwischen sehr sensibel und vorsichtig geworden sind. Früher sind diese Verletzungen einfach nicht immer erkannt worden.

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