„Es ist die Bestätigung für seine harte Arbeit“

Moritz Seider ist Rookie der Saison in der NHL. Marcel Goc, Coach der Adler Mannheim und früher selber Profi in der NHL, spricht über die Stärke von Seider und dass die Trophäe ein logischer Erfolg ist.

Eine Mischung aus Schock und Erstaunen ergriff die Zuschauer, die in der Rogers Arena in Vancouver am 21. Mai 2019 den NHL-Draft miterlebten. Gerade hatten die Detroit Red Wings und ihr General Manager Steve Yzerman an sechster Position einen 18-jährigen Deutschen gezogen, der in Nordamerika wohl nur eingefleischten Draftfans und Experten ein Begriff war. Entsprechend ließen auch die Reaktionen auf Social Media nicht lange auf sich warten. Fans des Traditionsklubs aus Michigan zeigten sich verwundert bis bestürzt über die Auswahl ihres Lieblingsteams. Es war die inzwischen bekannte Mischung aus Voreingenommenheit und Arroganz mit der nordamerikanische Eishockeyfans jenen Spielern begegnen, die nicht in einer der Top-Juniorenligen Kanadas oder der USA gespielt haben. Einzig Red-Wings-Chef und Ikone Steve Yzerman bekräftigte seine Entscheidung und zeigte sich überzeugt von Wahl: „Wir glauben, er hat einen ausgezeichneten Eishockey-Verstand. Er ist, unübersehbar, ein großer Junge und ein sehr guter Schlittschuhläufer. Unserer Meinung nach ist er einer der Top-Verteidiger dieses Drafts."

Fast genau drei Jahre später kennt in Detroit und Nordamerika wohl jeder Eishockey-Fan den Namen Moritz Seider, denn der Junge aus Erfurt ist binnen kürzester Zeit zu einem Fanliebling der Red Wings herangereift. Dabei lagen zwischen dem Draft und Sieders erstem NHL-Auftritt knapp zwei Jahre, in denen der ehemalige Mannheimer zunächst für Detroits AHL-Partner aus Grand Rapids auflief, bevor es zurück nach Europa ging, wo sich der inzwischen 19-Jährige Rögle BK anschloss. Bei den Schweden spielte sich Moritz Seider dann endgültig in das Bewusstsein der NHL-Anhänger, kämpfte sich mit dem Team bis in das Ligafinale und wurde prompt zum Verteidiger des Jahres gewählt.

Ein Ergebnis harter Arbeit, weiß sein ehemaliger Teamkollege Marcel Goc: „Ich habe ihn letztes Jahr im Sommer gesehen und wie er trainiert. Ich kann nur sagen, dass er sich das wirklich hart erarbeitet. Er kennt sein Ziel und weiß, wo er hin will. Seine Karriere war mit dem Draft eben nicht erledigt und er hat die richtige Einstellung.“

Eine Einstellung, die sich schon in seiner Zeit in der PENNY DEL offenbarte. Mit gerade 16 Jahren wurde Seider 2018 fester Bestandteil der Adler Mannheim, bei denen er in seiner ersten vollständigen Profisaison mit erstaunlicher Körperlichkeit überzeugte. „Man hat beinahe vergessen, dass er noch in der High School war“, verrät Ben Smith, der zusammen mit Seider in Mannheim spielte. „Er ging noch zur Schule und kam und spielte Eishockey mit einem Haufen von Männern, einem Haufen von Vätern, die ihr Ding machten.“ Damals war schon klar, ergänzt Goc, „dass er trotz 16 oder 17 Jahren kein kleiner Junge war.“

Doch nicht nur in der heimischen Liga, auch im Nationaldress wusste Moritz Seider zu überzeugen. Schon 2019 nahm Toni Söderholm den Verteidiger mit zur A-Weltmeisterschaft, wo er seither immer gesetzt war. 2021 wurde Seider sogar zum wertvollsten Defensivspieler des Turniers gewählt. „Es gibt wenig Geheimnisse, wenn man seine Entwicklung verfolgt. An erster Stelle ist er sehr ehrgeizig als Person, er arbeitet sehr hart für das, was er erreichen will und bleibt fokussiert“, attestiert der Bundestrainer.

„Die Red Wings haben mir ihrer Wahl alles richtig gemacht. Steve Yzerman war bei dem Draft sehr mutig, aber alle Kritiker sollten inzwischen verstummt sein“, meint Marcel Goc. Und Seiders Erfolge geben ihm Recht. Schon mit 21 Jahren weiß Moritz Seider einige beeindruckende, individuelle Auszeichnungen in seinem Trophäenschrank. Nun eben mit der Calder Memorial Trophäe für den besten Rookie der Saison - die NHL zeichnete ihn damit als ersten Deutschen überhaupt und ersten Red-Wings-Spieler seit 1965 mit dieser Ehrung aus. „Es ist unglaublich, was Moritz erreicht hat. Er ist der erste Deutsche, der diese Auszeichnung erhalten hat und hat diese persönliche Auszeichnung mehr als verdient. Es gibt eben Erfolge als Team, die man mit dem Team feiert, aber eben auch deine eigenen Siege und das ist so einer. Das ist die Bestätigung dafür, dass du einiges richtig gemacht hast“, freut sich Goc für seinen ehemaligen Teamkollegen.

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