Gernot Tripcke über CHL: „Man darf keine Wunderdinge erwarten“
Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) verzeichnete in der Saison 2013/14 einen operativen Umsatzrekord von 101,5 Millionen Euro. Im SPONSORs-Interview erklärt Liga-Geschäftsführer Gernot Tripcke die Erlössteigerung und ärgert sich über die verpasste Chance der deutschen Clubs in der Champions Hockey League.
SPONSORs: Herr Tripcke, die DEL hat in der Saison 2013/14 operative Umsätze von 101,5 Millionen Euro erzielt. Kam die 18-prozentige Steigerung einzig durch den Einstieg von Red Bull beim EHC München zustande?
Tripcke:Sicherlich hat das Engagement von Red Bull in München eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Zu unserem Umsatzanstieg hat aber auch die sehr positive Entwicklung der Zuschauerzahlen beigetragen, insbesondere weil wir den Modus best-of-seven auf alle Playoff-Serien ausgeweitet und somit die Anzahl der Spiele gesteigert haben. Außerdem hat sich eine erhöhte Free-TV-Präsenz durch die Partnerschaft mit Servus TV seit der Saison 2012/13 positiv in den Sponsoringerlösen niedergeschlagen.
SPONSORs: Und was ist mit der Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Sendern?
Tripcke: Ich kann Ihnen keine konkreten Zahlen nennen, aber die Öffentlich-Rechtlichen haben in den vergangenen beiden Jahren wieder deutlich mehr Eishockey gezeigt, nachdem wir im letzten Jahr unserer Partnerschaft mit Sky in der Saison 2011/12 an einem Tiefpunkt angekommen waren. Nun haben sich, auch aufgrund unserer Abstimmung unseres Spielplanes mit den Sendern und dem von The Sportsman Media Group gestellten Bildmaterial die Anzahl der Berichte und die Dauer der Berichterstattung deutlich erhöht.
SPONSORs: Zu einer gesteigerten Wahrnehmung der DEL-Clubs sollte auch die Champions Hockey League beitragen, allerdings haben die deutschen Teams mit Ausnahme der Kölner Haie sportlich enttäuscht und sind bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Befürchten Sie dadurch einen Imageverlust für die DEL?
Tripcke: Nein, aber wir sind sicher nicht glücklich über die Resultate und bei unserer Gesellschafterversammlung Mitte September wurde der sportliche Ehrgeiz bei den Clubs entfacht, weil wir solche Resultate in Zukunft vermeiden sollten. Wir wollen mit der Champions Hockey League eine zusätzliche Duftmarke setzen und der Wettbewerb wurde von den Medien durchaus positiv aufgenommen. Auch die Einschaltquoten auf Sport1 waren für einen „Kaltstart“ ohne Hinweise in den Programmzeitungen durch den späten Vertragsabschluss beachtlich. Langfristig lebt man jedoch vom sportlichen Erfolg und da müssen sich unsere Clubs definitiv verbessern.
SPONSORs: Hätte man die DEL-Clubs nicht schon deutlich vor Beginn der CHL-Saison auf die Wichtigkeit des Wettbewerbs für die nationale Liga hinweisen müssen?
Tripcke: Hinterher ist man immer schlauer, aber seitens der DEL haben wir seit Jahren sehr für die CHL gearbeitet. Unsere Clubs haben vielleicht unterschätzt, wie ernst der Wettbewerb bei einigen ausländischen Konkurrenten genommen wird. Das passiert ihnen aber nur einmal. Ich denke, es ist nun bei allen Verantwortlichen angekommen, dass man in der CHL nur wettbewerbsfähig ist, wenn man sich gezielt und frühzeitig darauf vorbereitet.
SPONSORs: Die Eisbären Berlin, die Hamburg Freezers und die Adler Mannheim führen mit jeweils über 5.000 Besuchern pro Spiel das Zuschauerranking in der CHL an. Sehen Sie beim Zuschauerzuspruch dennoch noch Luft nach oben?
Tripcke: Die CHL ist von den Fans in Deutschland gut angenommen worden, man darf keine Wunderdinge von den ersten Spielen erwarten. Aber natürlich wäre es wünschenswert gewesen, dass wir bei den Playoffs als Saison-Highlight stärker vertreten wären. Dann wäre der Zuschauerzuspruch ein Selbstläufer geworden. Nochmal: Die CHL ist eine gute Sache für das Eishockey und ein guter Flankenschutz für die DEL. Zudem sind wir zwei Wochen früher als bislang auf dem Markt und haben überregionale Präsenz, weil ein Europapokal immer auch ein nationales Thema ist.
SPONSORs: Herr Tripcke, vielen Dank für das Gespräch.
Eine detaillierte Übersicht zu den Erlösquellen der DEL in der Saison 2013/14 sowie eine Vermarktungsanalyse aller 14 Clubs finden Sie in der Oktober-Ausgabe des SPONSORs-Magazins.