Kilian Hinterdobler: Comeback nach Nierentransplantation

Transplantation nach komplettem Nierenversagen erfolgreich / Schiedsrichter Kilian Hinterdobler kehrt aufs Eis der PENNY DEL zurück

Eishockey ist sicher eines der schönsten Dinge der Welt, doch dann und wann rückt der Sport auch mal in den Hintergrund. Zum Beispiel, wenn es um die Gesundheit geht. So geschehen für unseren Schiedsrichter Kilian Hinterdobler, der im Sommer 2021 eine verheerende Diagnose bekam: Nierenversagen. Für den 29-Jährigen blieb daraufhin die Welt stehen. Über diese Erfahrung, seine Rettung und seinen Weg zurück in den Profisport, haben wir mit ihm gesprochen.

Unter dem Interview haben wir Informationen und Links zur Organspende zusammengetragen.

Den kompletten Podcast mit Kilian Hinterdobler gibt es hier.

Kilian, am kommenden Wochenende bist Du nach einem Jahr Pause endlich wieder auf dem Eis in der PENNY DEL. Ein besonderes Datum für dich, vor allem aber aus einem anderen Grund, richtig?

„Das ist richtig! Ich habe vor einem Jahr eine Niere von meiner Mutter gespendet bekommen, nachdem meine beiden Nieren versagt haben. Deswegen ist das ein sehr tolles Datum für mich – gerade mit Blick aufs Eishockey, meiner großen Leidenschaft. Dort wieder mein Comeback in der PENNY DEL zu geben ist sehr emotional für mich.“

Magst Du uns von der Zeit erzählen, als Du herausgefunden hast, dass mit deinen Nieren etwas nicht stimmt?

„Im Juni 2021 kam ich mit Beschwerden im Bauch ins Krankenhaus, wo man aber nie wirklich feststellen konnte, woher diese Beschwerden kamen. Das Schlimme an der Niere ist nämlich, dass man es erst bemerkt, wenn es zu spät ist. Es ist ein stilles Leiden, das oftmals gar nicht erkannt wird. Anscheinend hat mein Körper aber Signale gegeben: Junge, jetzt solltest Du ins Krankenhaus gehen, sonst wird das hier noch ganz anders ausgehen.“

Ist es denn bei Dir sofort erkannt worden?

„Ich habe zunächst Infusionen und Schmerzmittel bekommen. Das war eben ein Sonntag, da war das Krankenhaus auch nicht ganz so aufgestellt, wie sonst. Deswegen wurde ich erstmal nach Hause geschickt, weil ich auch keinen so „kaputten“ Eindruck gemacht habe. Als sie dann aber die Blutwerte gesehen haben, wurde das Ganze sofort sehr ernst genommen und ich bin dann auf die Intensivstation gekommen.“

Was ist dort dann passiert?

„Mir wurde Blut abgenommen und meine Werte waren katastrophal. Die Ärzte haben mich mit ganzgroßen Augen angeschaut und gemeint: Wie kannst Du eigentlich noch hier vor mir stehen? Leute mit solchen Werten liegen eigentlich im Bett und kommen da gar nicht mehr raus.“

„Dann wurde auch schnell festgestellt, dass da leider nichts mehr zu retten war, weil die Nieren bereits so vernarbt waren, dass man da nichts mehr „heilen“ konnte. Das große Ziel war dann die Transplantation, also eine Spenderniere zu finden. Bis dahin musste ich zur Dialyse. Jeder, der ein Familienmitglied hat, oder das selbst machen muss, weiß, was das für eine Qual ist. Klar, es ist schön und gut, dass man die Niere ersetzen kann und weiterhin am Leben teilnehmen kann, aber es geht dabei enorme Lebensqualität verloren.“

„Irgendwann musste ich dann auch zu Hause anrufen und meinen Eltern davon berichten und sagen, vor allem meiner Mutter, Du musst Dir genau überlegen, ob Du das machen willst. Für sie war das aber gar keine Frage. Mutterliebe ist unendlich! Danach ging dann alles sehr schnell. Gesprochen haben wir am Sonntag, den 21. Juni und am nächsten Montag war sie dann schon beim Nephrologen und hat alles gemacht, was sie zu diesem Zeitpunkt machen konnte.“

Wusstest Du denn bereits, dass deine Mutter eine potenzielle Spenderin für dich war?

„Die Vorzeichen - Mutter und Kind - waren gut. Das ist aber nicht immer so. Es gibt auch Familienmitglieder die gar nicht passen. Toi toi toi! Bei mir hat es zum Glück gepasst. Es hat aber schon vier, fünf, sechs Wochen gedauert, bis die Gewissheit da war. Davor standen einige intensive Untersuchungen, die klären mussten, ob meine Mutter gesundheitlich in der Lage dazu war zu spenden. Das war auch für sie ein Rieseneingriff. Aber auch die Prüfung, ob das Blut übereinstimmt, hat mehrere Wochen gedauert. Da musste man schon zittern.“

Wie war dann die Zeit nach der Operation?

„Die OP war Ende September. Schlussendlich war ich etwa zweieinhalb bis drei Wochen im Krankenhaus. Die ersten paar Tage danach waren die absolute Hölle. Ich bin eigentlich mit sehr viel Vorfreude in die OP gegangen, weil ich dachte, ab jetzt geht es wieder bergauf, doch die Tage nach der OP waren dann ziemlich heftig. Ich konnte mich gar nicht mehr bewegen, der Körper nimmt sehr schnell ab. Deshalb musste ich das Laufen neu lernen und war viel auf Hilfe angewiesen. Mein Glück war, dass ich zuvor relativ fit war und meinen Körper relativ schnell daran gewöhnen konnte zu üben, ihn wieder zu beanspruchen und nach vorne zu blicken.“

Wie hast Du Dir eine positive Einstellung bewahrt, gerade in so einer schweren Zeit, ist das sicher nicht einfach, oder?

„Definitiv! Als die Nachricht kam, hat das mein Leben auf den Kopf gestellt. Ich habe dann aber relativ schnell gemerkt, dass es überhaupt nichts bringt in Selbstmitleid zu verfallen und habe mir gesagt: Junge, du blickst jetzt nach vorne! Es gibt gewisse Steps, die jetzt zu erreichen sind. Daran habe ich immer geglaubt und wusste, dass das funktionieren wird. Das klingt jetzt etwas absurd, aber ich habe so fest daran geglaubt, dass es mir nie in den Kopf gekommen wird, dass etwas schief gehen könnte.

„Aber natürlich gab es auch Tage, die scheiße waren. Das gehört auch dazu, man darf auch mal traurig sein, das ist ganz normal im Leben. Man muss aber immer nach vorne schauen.“

Wie war dann das Gefühl zum ersten Mal wieder die Schlittschuhe zu schnüren?  

„Ich konnte es kaum erwarten! Wir hatten ja auch einen sehr kalten Winter in Bayern und bei uns in der Umgebung sind auch einige Seen die dann zugefroren sind. Ich war dann im Februar, glaube ich, auf einem See, auf dem ich zumindest ein paar Schritte machen konnte. Es war zwar nicht viel, aber auf den Bildern von dem Tag strahle ich, weil ich es kaum erwarten konnte.“

Und jetzt geht es für dich auch in der PENNY DEL weiter. Wie schaust Du auf dein Comeback?

„Die Vorfreude ist groß. Das kennt wahrscheinlich jeder Schiedsrichter am Anfang der Saison, doch für mich ist die Freude doppelt so groß, endlich wieder dabei zu sein.“

„Nach zwei Jahren Leidenszeit, gerade für die Zuschauer, aber auch für die Spieler und alle Beteiligten, die vor leeren Rängen spielen mussten, ist es natürlich riesig. Auch mit dem neuen Team aus Frankfurt, das auch Tradition mitbringt. Man hat es gesehen, die Hallen waren voll und die Fans hatten sehr coole Choreos vorbereitet. Man merkt, die Eishockey-Euphorie in Deutschland ist einfach riesengroß.“

Was möchtest Du den Leuten gerne mitgeben?

„Die Gesundheit ist das Wichtigste, was ein Mensch hat! Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen und lieber einen Gang zum Arzt mehr gehen.“

Informationen zur Organspende

Wann kommt eine Organspende in Betracht?

Eine Spende kommt nur dann in Betracht, wenn ein vollständiges und irreversibles Hirnversagen – der sogenannte Hirntod – vorliegt. Diesen müssen zwei Fachärzte unabhängig voneinander feststellen. Eine Organentnahme ist nur zulässig, wenn das ausdrückliche Einverständnis des Spenders oder der Spenderin vorliegt. Anderenfalls müssen die nächsten Angehörigen im Fall des Falles entscheiden. 

Wie kann ich meine Entscheidung zur Organ- und Gewebespende verbindlich festhalten?

Deine Entscheidung festhalten kannst du in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung. Sprich über deine Entscheidung mit deinen Angehörigen, damit sie Bescheid wissen und in deinem Sinn handeln können. Du kannst deine Entscheidung jederzeit ändern: Vernichte einfach den alten Ausweis und füll einen neuen aus.

Welche Entscheidungen kann ich auf dem Organspendeausweis festhalten?

Du kannst der Organ- und Gewebespende mit oder ohne Einschränkungen zustimmen, du kannst der Spende widersprechen oder die Entscheidung auf eine andere Person übertragen.

Wo bekomme ich einen Organspendeausweis?

Du kannst deinen Organspendeausweis online ausfüllen oder bestellen und kostenfrei zusenden lassen. Sobald du deinen  Ausweis unterschrieben haben, ist er verbindlich. Trag ihn jederzeit bei dir und informiere auch deine nächsten Angehörigen über deine Entscheidung.

Gibt es ein Höchstalter für die Organ- und Gewebespende?

Nein. Was zählt, ist der jeweilige Zustand der Organe. Dieser hängt nur bedingt vom Lebensalter ab. Ob ein Organ transplantiert werden kann, entscheidet das Ärzteteam zum Zeitpunkt der Entnahme anhand von medizinischen Befunden. 

Gibt es ein Mindestalter, um die Entscheidung zur Organspende zu treffen?

Ja, ihr müsst mindestens 16 Jahre alt sein, um euch für oder gegen eine Spende zu entscheiden und das im Organspendeausweis festzuhalten. Wenn ihr über 14 Jahre alt seid, könnt ihr euch gegen eine Spende aussprechen, euch aber noch nicht dafür entscheiden.

Wo kann ich mich beraten lassen?

Ihr könnt euch bei eurer Hausärztin oder eurem Hausarzt zur Organ- und Gewebespende beraten lassen.

Wo bekomme ich weitere Informationen?

Unter der kostenlosen Nummer 0800 90 40 400 des Infotelefons Organspende sowie unter organspende@bzga.de geben medizinisch geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gern Auskunft. Ausführliche Informationen gibt es außerdem auf organspende-info.de der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Hier könnt ihr auch kostenfrei Flyer, Broschüren oder Organspendeausweise bestellen.

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