Chris Minard: Der Mann für die trockenen und humorlosen Tore

Stichwort „als du ein kleines Kind warst“: Da dein Bruder Mike ein Goalie war, kann ich mir gut vorstellen, dass deine Kindheit zu großen Teilen daraus bestand zu versuchen, Pucks an ihm vorbei zu bekommen.

Wir haben als Kinder viel Roll-Hockey gespielt, aber er ist fünf Jahre älter als ich. Als er fünfzehn war, ist er weg um Junior Hockey zu spielen, also war er nicht wirklich oft da. Wir spielten also schon eine Menge Roll-Hockey, als wir jünger waren, aber nicht so viel Eishockey. Ich war schon in meinen späten Teenager-Jahren oder frühen Zwanzigern, als wir dann wirklich zusammen aufs Eis sind. Aber dann war’s immer ein Wettkampf.

War er ein großes Vorbild für dich?

Sehr. Ich habe immer zu ihm aufgeschaut. Er ist ausgezogen, als er fünfzehn war. Für mich war er der größte Star. Ich wollte genauso sein wie er. Ich erinnere mich an die Reisen mit meinen Eltern, um alle seine Spiele zu sehen, als er Junior Hockey gespielt hat. Selbst als er Profi wurde, war er nur ein paar Stunden entfernt in Hamilton. Wir sind immer hingefahren, um ihn spielen zu sehen. Ich wollte immer wie er sein.

Du wurdest nie gedraftet, während dein Bruder seinerzeit ein Viert-Runden-Pick der Edmonton Oilers war. War es eine bittere Pille zu schlucken, dass du in deinem Draftjahr nicht die gleiche Anerkennung bekommen hast wie er in seinem?

So habe ich es nie gesehen. Ich war so stolz auf ihn, als er gedraftet wurde. Es stand bei ihm auch nicht zu erwarten, dass er gedraftet wird. Ein Team mochte ihn. Alles, was nötig ist, um gedraftet zu werden, ist eine Person, die dich mag. Ich meine, natürlich war ich enttäuscht. Ich hatte nicht mein bestes Jahr. Ich bin in meinem Draftjahr getradet worden, und danach ist es nicht so gut gelaufen. Nicht gedraftet zu werden, war definitiv eine Enttäuschung. Also geht man das nächste Jahr an und will es allen Leuten beweisen. Ich glaube, das habe ich in meinem letzten Junior-Jahr geschafft. Es waren einige erstaunt.

Du hast dich danach in die NHL hochgearbeitet. Erinnerst du dich daran, wie es war, als du letztendlich da warst?

Es war eine total unwirkliche Erfahrung. Besonders wegen der Art und Weise, auf die ich da hingekommen bin. ECHL, CHL, dann nochmal ECHL für ein paar Jahre, dann noch anderthalb Jahre in der AHL. Es war toll. An dem Tag, als wir ins NHL-Team gerufen wurden, waren es drei von uns. Für einen der anderen Jungs und mich war es das erste Mal. Sie hatten uns einen Fahrer organisiert, der uns von Hershey nach Pittsburgh gefahren hat. Wir haben die ganze Fahrt über telefoniert. Wir waren einfach so glücklich und aufgeregt. Der Dritte hatte das schon einmal mitgemacht, also war er einfach ruhig und entspannt. Ich glaube, wir sind ihm ein bisschen auf die Nerven gegangen, weil wir so aufgeregt waren. Es war ein tolles Erlebnis. Mein erstes Spiel war gegen Ovechkin. Es war unglaublich. Man sitzt nur auf der Bank und guckt zu. Aber das ist genau der Punkt. Wenn man in die NHL kommt, dann sitzen manche Jungs einfach da und sind voller Ehrfurcht. Aber die Einstellung der Jungs, die bleiben, ist, dass sie verdienen dort zu sein. Ich glaube, das hatte großen Anteil bei mir. Ich hatte zu viel Ehrfurcht. Ich saß einfach da, hab zugeguckt und war einfach glücklich dabei zu sein, anstatt mich reinzuhängen und zu versuchen, in der NHL zu bleiben. Es ist schwer, sich daran zu gewöhnen. Ich habe erst in meinem zweiten Jahr mit Pittsburgh gedacht, dass ich gut genug spiele, um im NHL-Team zu bleiben. Es ist schwer, sich wohlzufühlen, weil man ins Team geholt wird und weiß, dass man nur jemanden ersetzt, aber nie weiß, wann man wieder zurückgeschickt wird. Je länger man beim NHL-Team bleibt, umso wohler fühlt man sich.

Bei den Pittsburgh Penguins zu sein während ihres Stanley Cup Runs – wie war das?

Es war fantastisch. Ich finde keine Worte, das zu erklären. Da sind zwei der – vielleicht – zehn besten Spieler der Welt. Um dabei zu sein, ist es einfach ein unglaublicher Verein. Es geht nur ums Gewinnen und um eine Sieg-Atmosphäre. Es war großartig.

Du bist geboren und aufgewachsen in Owen Sound, Ontario. Das ist Toronto Maple Leafs “Territorium”. Aber du warst ein Red Wings Fan, als du aufgewachsen bist?

Ja, ich bin als Red Wings Fan aufgewachsen. Detroit ist nur viereinhalb Stunden entfernt, Toronto zwei und ein bisschen. Steve Yzerman war immer der Spieler, dem ich am liebsten zugesehen habe. Und in der Familie, bei der ich viel Zeit verbracht habe, waren auch alle Red Wings Fans. Bis vor ein paar Jahren mochte ich die Leafs nicht wirklich. Jetzt werde ich ein Leafs Fan. Es ist seltsam.

Wurde das in deiner Familie toleriert?

Ja, mein Bruder war ein Leafs-Fan, glaube ich. Aber mein Vater war ein großer Blackhawks- Fan.

Eishockey liegt offensichtlich in der Minard-Familie. Wie sieht denn der Scouting-Report für die nächste Generation aus, sprich für deinen Sohn Chace?

Der geht in ungefähr fünf Minuten aufs Eis. Der wird jeden Moment hier sein und seine Schlittschuhe anziehen. Er liebt es. Er liebt es zu spielen. Er liebt das Spiel. Ich weiß nicht, wie viele Stunden am Tag ich mit Mini-Sticks mit ihm spiele. Er liebt es, zu schießen. Er liebt es, durchs Haus zu laufen und so zu tun, als würde er Schlittschuhlaufen. Er liebt es zu den Spielen zu kommen. Er ist so, seit er auf die Welt gekommen ist. Seit er laufen oder krabbeln kann, hat er einen Schläger in der Hand. Ich versuche, es ihm nicht aufzuzwingen, weil ich schon genug Eishockey kriege, wenn ich hier bin. Aber es macht Spaß zuzusehen, wenn er Spaß hat. Wenn er also spielen möchte, dann bin ich da, um ihn zu unterstützen.

Wie stolz würde es dich machen, wenn er in deine Fußstapfen tritt?

Das wäre toll. Wer würde sich nicht wünschen, dass seine Kinder professionelle Athleten werden? Oder einen Traum haben und den Traum dann auch leben?

Quelle: haimspiel.de

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