Die Lage der Liga: Mit kühlem Kopf und Rechenschieber

Überschäumende Emotionen, sportliche Rivalität, Spannung bis zur letzten Sekunde: Die DEL-Hauptrunde bietet zum guten Schluss allen etwas – und ist vor allem nichts für schwache Nerven! Gefragt sind ein kühler Kopf – und der gute, alte Rechenschieber.

Denn auch nach dem 50. Spieltag ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, wer sich denn nun für die erste Playoff-Runde qualifiziert hat und wer nicht. Sicher ist bisher nur: Für Düsseldorf und Iserlohn wird die Saison am 10. März mit dem letzten Hauptrunden-Spiel beendet sein. Die Fans aus Mannheim, Köln, Berlin, Krefeld, Hamburg und Ingolstadt dürfen sich jetzt schon auf das Viertelfinale (Start: 20. März) freuen. Wie dann die Konstellationen aussehen werden, bleibt allerdings weiterhin offen. Die fröhliche Rangelei um die entscheidenden Punkte und Plätze geht also in die nächste Runde. Und zwar schon morgen, wenn Berlin auf Nürnberg sowie Hamburg auf Krefeld trifft.

Unabhängig davon: Der finale Sprint scheint so ganz nach dem Geschmack der Fans. Spannung sei Dank: Mit 58.152 Besuchern in sieben Begegnungen verzeichnete die DEL ihren zweitbesten Zuschauerwert der Saison.

Die große Frage, die Spieler, Verantwortliche und Anhänger von Augsburg bis Wolfsburg auch in den nächsten Partien gleichermaßen beschäftigen wird, lautet: Wer kommt noch „rein“? Die Augsburger Panther haben nach den beiden „Big Points“ gestern in Straubing wohl die besten Chancen. Einen Zähler benötigen die Fuggerstädter noch und die Panther sind definitiv in den Playoffs. Diese Aufgabe sollte für das Team von Trainer Larry Mitchell in Ingolstadt sowie gegen Iserlohn zu lösen sein.  

Die besten Voraussetzungen, das Ticket für die erste Playoff-Runde zu lösen, haben - auf den ersten Blick - die Thomas Sabo Ice Tigers. Denn die Noris-Cracks haben als einziges der um Platz zehn kämpfenden Teams aufgrund des morgigen Nachholspiels noch drei „Versuche“, können rein theoretisch also noch neun Punkte einfahren. Allerdings: Genau diese drei Spiele haben es in sich. Schließlich handelt es sich bei den Gegnern mit Berlin (A), Mannheim (H) und Köln um die drei Topteams der Liga: Die Neun-Punkte-Chance kann so ganz schnell zur Null-Nummer geraten.

Punktgleich mit Nürnberg sind die Hannover Scorpions (beide 71). Und das, weil sie genau besagte Franken am Sonntag mit 2:1 besiegen konnten. Die Mannschaft von Trainer Igor Pavlovs hat es am kommenden Freitag im direkten Duell gegen die Straubing Tigers selber in der Hand, den „Sack zuzumachen“, bevor es am Sonntag nach Krefeld zu den Pinguinen geht. Und die Seidenstädter sind seit Jahren der Angstgegner der Niedersachsen.

Punktgleichheit haben nicht nur Nürnberg und Hannover exklusiv. Gleiches gilt auch für den EHC Red Bull München und die Straubing Tigers (je 68). Während München am Freitag den Deutschen Meister aus Berlin erwartet und am letzten Spieltag nach Hamburg reist, muss Straubing nach Hannover. Die Partie wird aufgrund der Brisanz live von LAOLA1.tv gestreamt. Ein hartes und möglicherweise vorentscheidendes Duell. Nicht viel einfacher wird es für die Tigers am Sonntag gegen die Eisbären Berlin.

Frust pur ist derweil in Wolfsburg angesagt. Die „Comebacker der Saison“, die sich in den letzten Wochen vom vorletzten Platz immer weiter nach oben gearbeitet haben, erlebten in Berlin am Sonntag einen herben Rückschlag. Das 4:5 war deshalb extrem bitter, weil die Wolfsburger nach einem scheinbar aussichtlosen 0:4 noch auf 4:4 ausgleichen konnten und 96 Sekunden vor dem Ende einen Gegentreffer hinnehmen mussten - und dadurch um den verdienten Lohn gebracht wurden. „Das war natürlich extrem enttäuschend, gerade in unserer Situation, wo wir jeden Punkt so dringend brauchen“, wirkte Grizzly-Verteidiger Benedikt Kohl verständlicher Weise frustriert.

Fakt ist dennoch: Auch für Wolfsburg ist noch nichts verloren, denn faktisch ist man nur einen Zähler von Platz zehn entfernt. Und vielleicht sind die VW-Städter ja sogar der große Gewinner des Abschlusswochenendes. Selber müssen die Jungs von Trainer Pavel Gross nach Iserlohn reisen und empfangen kommenden Sonntag die DEG. Also zwei Teams, die weniger ambitioniert sein dürften.  

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