Die Lage der Liga: Verrückte Comebacks und Einzelleistungen
Verrückt, verrückter, DEL! Den 2. Advent werden die Fans wohl noch länger in Erinnerung behalten. Denn am 23. Spieltag gab es fast überall kurioses zu sehen, falsch, zu bestaunen. Aber der Reihe nach.
In Hamburg stand es bis neun Minuten vor dem Ende 3:2 für die Freezers gegen die Krefeld Pinguine. Wer da bereits frühzeitig die 02 World verlassen hatte, um dem zu erwartenden Verkehr zu entgehen – nebenan spielte Bundesligist HSV gegen Mainz vor 50.000 Zuschauern – der hatte eine dramatische Schlussphase verpasst. Fünf Tore fielen in der regulären Spielzeit. Krefeld hatte im Penaltyschießen das glücklichere Ende für sich.
„Das war nichts für schwache Nerven. Im Penaltyschießen ist es immer auch eine Glückssache. Insgesamt müssen wir uns vorwerfen, dass wir in einigen Situationen zu unkonzentriert waren. Wenn man so kurz vor Schluss führt, darf man das nicht mehr hergeben“, sagte Freezers-Kapitän Christoph Schubert.
Zum Helden avancierte Marcel Müller. Der Stürmer erzielte einen Hattrick und durfte sich als Matchwinner feiern lassen. Zudem leitete Müller noch einen weiteren Treffer mit ein. Krefeld Coach Rick Adduono lobte aber das Kollektiv: „Es war ein sehr gutes Spiel beider Teams. Uns fehlen viele Spieler, aber dadurch ist mein Team noch enger zusammengerückt. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, sie hat sehr hart gearbeitet und sich die zwei Punkte verdient.“
Vier Punkte von Müller? Für Daniel Sparre kein Problem. Der Deutsch-Kanadier des EHC Red Bull München setzte beim 7:2 in Straubing sogar noch einen drauf: zwei Tore erzielte er selber, drei weitere bereitete er vor. War es in der Vorwoche noch Teamkamerad David Meckler, der in Wolfsburg fünf Scorerpunkte verbuchte, konnte sich diesmal Sparre freuen. Die Konkurrenz fragt sich: Wer ist der nächste? Damit feierte der Tabellenführer den siebten Sieg in Folge – und das ohne eine handvoll verletzter Stammspieler.
Auch in Düsseldorf taten sich zwei Spieler hervor. Die Rede ist vom Norweger-Dup Andreas Martinsen und Ken-Andre Olimb. Die beiden Stürmer hatten beim 5:3 über die Iserlohn Roosters mit jeweils vier Scorerpunkten maßgeblichen Anteil am Dreier für die DEG. Das Comeback der Roosters war zwar bemerkenswert, aber reichte dennoch nicht aus.
Düsseldorfs Trainer Christof Kreutzer war zufrieden: „Eine 3:0-Führung ist manchmal schwierig, weil alle nach vorne spielen wollen. Aber meine Mannschaft hat wieder alles gegeben.\"
Ein starkes Comeback gaben die Grizzly Adams Wolfsburg im Heimspiel gegen die Augsburger Panther. Nach 43 Minuten hatten die Panther mit 4:1 bei den Niedersachsen geführt. Der Sieg schon unter Dach und Fach? Mitnichten. Die Mannschaft von Trainer Pavel Gross arbeitete sich zurück – und siegte durch den Overtime-Treffer von Armin Wurm mit 5:4. Dennoch war man bei den Grizzlys selbstkritisch genug. Torjäger Brent Aubin: „Wir haben nur ein Drittel gespielt. Das ist inakzeptabel.“
Auch hier ragten zwei Spieler mit individuellen Erfolgserlebnissen heraus. Wolfsburgs Norm Milley traf einmal und assistierte doppelt. Auf der anderen Seite schnürte Augsburgers Philip Riefers einen Doppelpack. Zugleich seine ersten Treffer für das neue Team.
Aber nicht nur Wolfsburg kann Spiele drehen. Auch in Nürnberg jubelten am Ende die zunächst zurückliegenden Gastgeber gegen die Kölner Haie. „Es war ein sehr gutes Spiel von beiden Seiten und Werbung für das Eishockey. Leider haben wir heute nur einen Punkt mitgenommen. Wir haben im zweiten Drittel sehr gut gespielt, hätten nach dem 3:1 aber den Sack zumachen müssen. Nürnberg hat uns nach dem Ausgleich sehr unter Druck gesetzt. Im Penaltyschießen hat uns heute dann das Glück gefehlt“, erklärte Haie-Coach Niklas Sundblad nach dem Spiel.
Mit einer deutlichen Leistungssteigerung haben sich die Mannheimer Adler für die 1:4-Schlappe gegen die Hamburg Freezers rehabilitiert. Bei den Eisbären Berlin gewann die Mannschaft von Trainer Geoff Ward völlig verdient mit 2:0. „Das war ein Teamerfolg. Als es brenzlig wurde, hat unser Torhüter Dennis Endras den Sieg festgehalten\", sagte Verteidiger Sinan Akdag. Der Gelobte schaffte seinen 5. Shutout der Saison. „Das wird wieder teuer“, lachte Endras und war mit den Gedanken schon beim Kabinenfest, das ein Keeper bekanntlich nach einem Shutout zahlen muss.
Das zweite „zu Null“ gelang dem ERC Ingolstadt bei den Schwenninger Wild Wings. Mit 3:0 setzten sich die Panther im Schwarzwald durch. Timo Pielmeier feierte das zweite Saisonspiel ohne Gegentreffer. „Der Shutout gehört der ganzen Mannschaft“, sagte der ERC-Torhüter: „Bis auf die Anfangsphase haben wir gut verteidigt und kaum etwas zugelassen.“ Die Wild Wings können gegen den ERC Ingolstadt nicht gewinnen. Auch im sechsten Duell seit der Schwenninger Rückkehr in die DEL gingen die Panther als Sieger vom Eis.